Am heutigen Abend, Ende Oktober, versammeln sich 156 Jahre Live-Erfahrung im Circus Krone in München, präsentiert von drei legendären Bands. Heavy Petting wurden 1981 gegründet, April Wine 1969 und Uriah Heep ebenfalls 1969.

Das Publikum ist durchwegs 50+ und viele versäumen die erste Band, Heavy Petting, die bereits um 19:10 Uhr starten und nur sechs Songs präsentieren. Diese schottische Hardrockband rund um Sänger Stephen Haymann wurde 1981 gegründet und erregte mit ihrem ersten Album „Letting Loose“ im Jahr 1983 internationales Aufsehen. Der endgültige Durchbruch gelang allerdings nie und so löste sich die Band 1989 auf. Umso verwunderlicher war es dann für mich zu sehen, dass die Band nun nach fast 40 Jahren wieder einen Neustart wagt und momentan ihr neues Album „Rock Generation“ promotet. Leider ist heute fast nichts mehr von der jugendlichen Power dieser Band zu spüren und ich frage mich, was sich die Herren von diesem Comeback erwarten. Heute jedenfalls hat mich die Performance auf keinen Fall überzeugt.
Dann ein weiteres Highlight: April Wine, die ich zuletzt live auf dem Monsters of Rock Festival 1980 in England erlebt habe. Damals war ich ein Riesen-Fan der kanadischen Band rund um Mastermind Myles Goodwin, der leider im Dezember 2023 verstorben ist. Heute ist das „älteste“ Mitglied der Band, Gitarrist Brian Greenway, der seit 1977 bei April Wine spielt. Doch auch der neue Gitarrist und Sänger Marc Parent (seit 2022 dabei) brilliert mit hervorragendem Gesang und Stage Performance. April Wine waren immer Garant für harte, rollende Gitarren und eingängige Melodien. Das ist auch heute noch so. Schade ist nur, dass der Mann am Mischpult die Abstimmung der Vocals nie richtig in der Griff bekommt. Aber die etwa 45 Minuten Showtime überzeugen mich komplett. April Wine sind nach wie vor ein Mega-Act.

Last but not least: das Rock Urgestein Uriah Heep, ebenfalls im Jahr 1969 gegründet. Wie oft habe ich diese Band schon live erlebt – 10mal mindestens … das erste Mal 1980 in Innsbruck, dann auf mehreren Festivals, in München und auch an anderen Orten. Uriah Heep waren immer präsent. Die ersten Alben sind legendär und live haben sie immer geliefert und überzeugt.
Hier und heute soll es angeblich die Abschiedstournee sein, zumal das einzige Originalmitglied Mick Box inzwischen 78 Jahre alt, immer noch mega agil, aber nicht mehr in der Welt herumgondeln will und irgendwie die Luft nun endgültig draußen ist. Der „neue“ Sänger Bernie Shaw, der inzwischen auch schon seit 1986 dabei ist, singt und rackert wie eh und weh auf der Bühne, aber der letzte Funke will einfach nicht mehr überspringen. Ganz klar, die Fans der Band sind inzwischen auch schon 60+ und sitzen lieber, als sich vor der Bühne im Headbangen zu erproben. Aber auch die vielen guten, alten Songs wie „July Morning“, „Gipsy“, „Easy Living“ oder der Megahit „Lady in Black“ haben heute mehr Nostalgie Effekt als musikalische Präsenz. Zu oft gehört und zu oft gesehen … obendrein übersteuert der leider nicht gute Herr am Mischpult, so dass der Sound alles andere als klar rüberkommt. Etwas weniger Lautstärke und dafür mehr Gespür für die Songs wäre hier auf jeden Fall hilfreich gewesen. Manche Oldies verlassen sogar nach wenigen Songs wegen der Lautstärke das Konzert. Ich bleibe bis zum Ende der 75 Minuten Showtime – zwei Zugaben, der größte Hit der Band „Lady in Black“ zum Schluss, eh klar. Sparen könnte man sich das sechsminütige Gitarrensolo von Mick Box … naja es wird wirklich Zeit für die Pension. So gerne ich diese Band, die über 40 Millionen Alben verkauft hat, auch mag, aber jetzt ist die Luft endgültig draußen. Ich habe diese Band sicher zum letzten Mal live gesehen und möchte sie in guter Erinnerung behalten. Ich hoffe, sie sehen ein, dass es irgendwann einmal einfach besser ist, aufzuhören, bevor man sich den guten Ruf zerstört, so wie das leider bei vielen anderen Bands in der Rockgemeinde der Fall ist.

Text und Fotos: Gonzo Gonzito Gonzales





