Squared Timber, das heisst auf Deutsch „Kantholz“ und direkt ins Vorarlbergerische frei übersetzt wohl „Holzscheidl“, – Hartholz, versteht sich! Squared Timber, das sind Robin Poth-Kuel, der die Gitarre motorsägisch malträtiert und singt, Fabio Böckle, der am Schlagzeug rhythmisch die „Scheidln“ ordentlich hackt und Martin Schefzik am Bass, der ein Fundament bildet wie ein Hackstock aus dem Montafon! Und sie machen Musik, die rau und ungestüm, ehrlich und frisch aus den Boxen dröhnt. Hätten die Holzhacker aus dem Bregenzer-Wald eine Lieblingsband, dann wären das mit Sicherheit Squared Timber! Die Jungs aus Feldkirch haben unlängst eine CD veröffentlicht, und die hört auf den Namen „Eyes In Focus“. Und die wollen wir euch hiermit mal vorstellen:
Es geht los mit „Devil’s Son“ und das ist gleich mal ein heavy Opener, kompromisslos und straight forward, no lookin‘ back… Vollgas und mit einem herzerfrischenden Riff, das auch aus den 70ern stammen könnte. Rauer, ungeschliffener Sound, so wie Rock ursprünglich ja gemeint war… Natürlich mit whiskeygetränkten Vocals und einem Gitarrensolo, wo man sofort heraushört, dass die Glas schneidenen Tonabnehmer einer „Telecaster“ auch anno 2018 anstandslos ihre Arbeit tun! „Eyes In Focus“ schlägt in die selbe Kerbe, allerdings ist dieser Track etwas melodischer ausgefallen, hat einen catchy Chorus und gefällt ob der ungenierten Abrockerei ohne Kompromisse. Im Mittelteil dann Wah Wah-Guitars und wieder dieses tonnenschwere Riff! Gegen Ende des Songs wird es sogar funky! Lässiger Song allemal! „Free“ ist dann sowas wie eine Stoner-/Heavy-/70er Hard Rock-Ballade, die herzergreifend Mittleid heischt. Ab der Hälfte zieht der Song an und shuffelt sich weg und sogar eine Orgel röhrt stilecht. Uriah Heep haben wahrscheinlich Ende der 60er genau diese Art von Musik erfunden und sie funktioniert auch heute noch! „Wrong Face“ geht dann gemütlich, aber heavy ab, eine Mischung aus Black Sabbath und Led Zeppelin ist ansatzweise spürbar, doch Squared Timber machen das unbekümmerter und frecher als ihre Vorbilder. Das Gitarrensolo lebt vom Wah Wah und von der lockeren Spielweise des Gitarristen, der erst gar nicht versucht, virtuos nach Saitenhexer zu klingen. Der saubere funky Bass bei „Blurry Night“ reisst selbst hartgesottene Rocker dann vollkommen aus dem Schlaf, die fetzigen Funkgitarren tun ein Übriges und die gnadenlosen Drums peitschen den Song immer zu neuen Höhepunkten, dann wieder Wah Wah-Attacken und Slap-Figuren, dann und wann ist ein Auto Wah am Bass und das kommt dann schon sehr freaky rüber! Wow! Was für eine geile Nummer, bei der die Leute sicher abtanzen, bis die Beine nicht mehr können!
„Figure It Out“ ist dann wieder so ein Losgeh-Rocker, diesmal klingen Bachman Turner Overdrive durch, oder auch Grand Funk in ihrer besten Zeit! Auch hier kommt nostalgisches Feeling auf. Und Sehnsucht nach der Zeit, als Rock noch weit entfernt war von Hochleistungs-Shows und Könnens-Demonstrationen… „Regrets“ ist dann wieder ganz anders. Eine feine, bluesige Ballade, mit vor Herzblut nur so triefender Stimme und einem Gitarrensolo, welches sich durch den Herzschmerz quält und richtig gut zum Song passt! Dass eine derart junge Band derart songdienlich spielt, – das ist ungewohnt, aber lobenswert. Das gilt auch für „What Happened Last Night“, nur dass dieser Song die Band im 5. Gang Vollgas auf die Überholspur katapultiert. Cooler Song im Uptempo-Bereich, im Mittelteil bremsen sie in die Halftime, ganz wie „alte Hasen“ des Musikbusiness und katapultieren sich mit ein paar sauberen Breaks wieder Richtung Überholspur. Geil! Und mit „Disappointments“ endet diese CD auch schon wieder. Ein frech fetzender Rocksong, der gewisse Punk-Anleihen nicht abstreiten kann. Dann zu rollenden Drums ein Bass-Solo und ein entfesselt spielender Gitarrist. So muss Rock!
Wenn auch gewisse Herrschaften wie z.B. Ober-Kiss-er Gene Simmons behaupten: „Rock is dead“, dann treten diese drei Rotzpipm aus Feldkirch bravourös den Gegenbeweis an! Rock lebt! Und wie! Wer auf ehrlichen, handgemachten Rock steht, der sich an 70er Rock anlehnt, die guten alten Zeiten des Rock-Trios wieder hochleben lässt, aber auch Funk und Punk ungeniert in die lässigen Songs mit einbaut, dann liegt er mit dieser Band goldrichtig! Wer hören will, dass eine „Telecaster“ immer noch kreischt und quietscht, als wäre die Entwicklung des Gitarrensounds die letzten 50 Jahre stehengeblieben, auch der wird mit diesem Album seine Freude haben. Und wer eine coole, groovy Rhythm Section hören will, die ihren Sänger und Gitarristen zu Höchstleistungen antreibt, der macht keinen Fehler, sich diese Band zu merken! Und Mädels mit viel (Kant?)Holz vor der Hütte werden mit diesen Naturburschen auch ihre Freude haben! Enough said. Well done, Squared Timber!
Rating: 8 von 10 Punkten!
CD-Review by TOM PROLL
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