Gerhard Egger – Im „Freiflug“ aus dem „Regenbogenland“ – Eine CD-Review by Michael Stecher.
Vier Jahre ist es jetzt her, dass wir die Gelegenheit hatten, mit dem sympathischen Mostrocker ein Gespräch über sein Album „Regenbogenland“ zu führen. (X-ACT, 9. Januar 2020) Schon damals erzählte er uns von seinen Plänen, zwei Konzeptalben zu veröffentlichen.
So sagte Gerhard Egger: „Regenbogenland“ transportiert den ersten Teil eines Soundtracks für ein Musiktheaterstück, in dessen Rahmenhandlung mein fiktives alter ego Harley Hansi per Zeitgeisterbahn zurück ins Jahr 1969 reist, um dort mit Lila Lisa auf die Liebe seines Lebens zu treffen. Der zweite Teil ist bereits in Arbeit und soll in zwei Jahren erscheinen. Erst dann erhoffe ich eine Gesamtaufführung.“
Schlussendlich hat es ein wenig länger gedauert, aber jetzt dürfen sich die Fans auf den zweiten Teil des Musiktheaterstücks mit dem Titel „Freiflug“ freuen, der vor kurzem erschienen ist. In der Zwischenzeit war Gerhard Egger aber nicht untätig. So unternahm er mit seinem Roman „Das gläserne Tal“ eine musikalische Lesereise. Neben Leseproben aus dem Roman präsentierte Gerhard Egger auch einen Querschnitt durch sein musikalisches Repertoire. (wir berichteten im Januar 2022 über den Roman)
Nun hat „Regenbogenland“ seine würdige Fortsetzung erfahren. Regenbogenland deshalb, weil der Regenbogen einst das Symbol der Friedensbewegung der 1960er Jahre war, zu deren Protagonisten auch John Lennon gehört hat.
Der Song „Freiflug“ eröffnet das gleichnamige Album. Laut Gerhard Egger steht der Titel „Freiflug“ für seine leidenschaftliche Suche nach multimusikalischen Wegen. In dem Lied geht es um den fiktiven musikalischen Freiflug, den Hansi Harley plant. Der Hörer kann sich, wenn er will, mit auf die Suche begeben. So heißt es: „und wann du nit mit mir fliagn willst, dann wissen ma nia, ob du mit mir und ob i mit dir so segeln kann, wia da adler im revier.“
Wenn sich der Hörer allerdings darauf einlässt, wird er auf eine abwechslungsreiche Reise durch verschiedene Musikstile wie Country, Blues, Alpinrock, Folk und Volksmusik im Salzkammergut-Dialekt mitgenommen.
Im nächsten Lied treffen wir auf „Marilyn Monroe“ – ein Crossover-Song mit einem eingängigen Refrain, den man so schnell nicht mehr aus dem Ohr bekommt. Inhaltlich geht es um eine Marilyn-Monroe-Imitatorin aus Memphis, Tennessee, die Gerhard Egger nach einem Konzert in Altaussee kennengelernt hat. Aufgrund ihrer Herkunft lag es nahe, Elemente der Countrymusik in den Song einfließen zu lassen.
„Feia und Flamm“ wird von einer Harmonika eingeleitet und Gerhard Egger besingt seine Liebe zu multimusikalischen Liedern – „I bin immer no feia und flamm für a wüde rockgitarr und a knopfharmonika, denn was einigeht des passt für mi zamm.“ Und recht hat er, ein toller Song.
Bei „A bissl a Glück“ hört man ein wenig den Westcoast-Sound der 70er heraus. „Mehr mehr mehr“ wurde vor wenigen Wochen als Vorab-Single zum neuen Album ausgekoppelt und wird schon fleißig von den Regional-Radios gespielt.
Der rockigen Nummer folgen mit „Herbstzeitlos“ und „Fluss der Zeit“ zwei ruhigere Lieder, die mit ihren nachdenklichen Texten sehr positiv im Gedächtnis bleiben, wie zum Beispiel die berührenden Zeilen „.. es hat a zeit in jedem leben, da fühlt ma si vom Glück beschenkt, doch so a wolkenfreie seligkeit is schneller weg als ma si denkt“ in „Herbstzeitlos“. Auch im „Fluss der Zeit“ macht sich Gerhard Egger Gedanken über die Vergänglichkeit und die Zeit, die viel zu schnell vergeht – „schneller als gschaut werden kann“.
Auf die Frage, ob nach Veröffentlichung von „Freiflug“ eine letzte Landung für die musikalische Reise in Sicht sei. „Vorerst nicht. Der Hansi Harley in mir brennt noch immer. Er hat gelernt, auch als „Sieger“ verlieren zu können. Er sitzt nun wieder des Öfteren im „Piano Cafe“, in dem er einst seine Liebste kennengelernt hatte und lässt dort sein Leben auf einer „Insel der Seligen“ Revue passieren. Am Ende des Stückes sucht er die Berghütte seiner Jugend auf und setzt dort mit der „Gosinger Hymne“ dem Tal seiner Väter und dem Dialekt seiner Kindheit ein musikalisches Denkmal.
Wie Gerhard Egger im Booklet des neuen Albums schreibt, „basiert der Liederzyklus „Freiflug“ auf persönlichen Eindrücken, die ich während meiner frühen Alpinrockjahre in den 1980ern und 1990ern sammeln durfte. Zusammen mit dem Album „Regenbogenland“, dem Erlebnisse aus den 1960ern und 1970ern zugrunde liegen, ist nun der zweiteilige Soundtrack für ein zeitenübergreifendes Musiktheaterstück fertig.“
Über das Musiktheaterstück erzählt uns Gerhard Egger: „Die Szenen und Dialoge werden sich im Rahmen des Leitfadens zwischen den Songs bewegen, der in den beiden Booklets in Kurzform angedeutet ist. Ich habe vor, mich mit professionellen Theaterleuten in Verbindung zu setzen. Falls ich jemanden dafür begeistern kann, würde ich die Ausformulierung und Inszenierung einem Profi überlassen. Wenn nicht, werde ich diesbezüglich selbst einen Entwurf gestalten. Ob es kurzfristig zu einer Aufführung kommen kann, steht als noch in den Sternen.“
X-ACT: „Und wie schaut es mit Plänen für eine Live-Tour zum neuen Album aus?“
Gerhard Egger: „Eine Live-Tour steht derzeit nicht auf dem Plan. Einzelne Auftrittsangebote, falls sie noch kommen, werde ich aber nach Möglichkeit in Abstimmung mit dem Terminkalender meiner Bandmusiker wahrnehmen.“
X-ACT: „Wir gratulieren Dir zum neuen Album und wünschen Dir viel Erfolg damit. Wir würden uns auch freuen, wenn wir Dich demnächst einmal live erleben könnten.“
CD-Review by MICHAEL STECHER
Eingespielt hat Gerhard Egger das Album mit
- Gery Moder – E-Gitarre, E-Bass, Chorstimme
- Stefan Hofer – Schlagzeug, Percussions, Chorstimme
- Gerald Landschützer – Piano, Orgel, Keyboards, Percussions
Die Songs des Albums:
- „Freiflug“
- „Marilyn Monroe“
- „Feia und Flamm“
- „Sing Katharina“
- „A bissl a Glück“
- „Mehr mehr mehr“
- „Herbstzeitlos“
- „Fluss der Zeit“
- „Sieger“
- „Piano Cafe“
- „Insel der Seligen“
- „Gosinger Hymne“
Mehr über Gerhard Egger erfahrt Ihr unter: www.mostrocker.com