JONNY ALTON BAND, Support G.O.D., live in der Ennser Zuckerfabrik! Ein Concert-Review! |

Eigentlich ist die österreichische Musikszene ja nicht wirklich reich an Bands, die man zu den Generes Melodic Rock und Prog Rock zählen kann. Umso erfreuter war ich, als ich vernahm, dass am 4.2.2023 gleich zwei Vertreter dieser vom Aussterben bedrohten Musikrichtungen sich im Ennser Kulturzentrum „d‘ Zuckerfabrik“ die Ehre gaben! Zum einen die Vorarlberger Recken von der Jonny Alton Band, zu der auch der durch King Size überregional bekannte Gitarrist und Komponist Tom Proll – besser bekannt als „Major Tom“ – zählt, und zum anderen durch die Linzer Vorzeigeband G.O.D., die ich schon zweimal live erleben durfte. Ein bummvoller Saal erlebte zwei Bands in Höchstform und Musiker, die vor Spielfreude nur so strotzten. Aber alles step by step…

Die Location Kulturzentrum „d’Zuckerfabrik“ Enns, OÖ

Ich war zugegebenermassen schon jahrelang nicht mehr in der Zuckerfabrik und staunte schon bei der Ankunft nicht schlecht, denn die dereinst heruntergekommene Zuckerfabrik erhält gerade tolle Aussenfassaden und auch das Kulturzentrum erstrahlt schon aussen in neuem Glanze! Und eine Beschriftung gibt es jetzt auch! Das Staunen geht unmittelbar nach dem Eintritt weiter: eine neue Bar mit generalsaniertem Eingangsbereich, gemütlichen Sitzgruppen und einem freundlichen Ambiente, wie ich das vorher nicht gekannt hatte.

Und vor allem einer Bar, die diesen Namen auch verdient. Dieser Relaunch ist gelungen und als ich mich erkundigte, sagte man mir, dass die langjährige Chefin Leopoldine Susanne Seifert, kurz immer „Susi“ genannt, nicht mehr Obfrau ist und auch sonst nicht mehr für den Kulturverein tätig ist. Die neue Chefin ist eine gewisse Elke Herber, die hier den Kulturverein in eine ganz andere Liga gehoben hat! Respekt und Chapeau!

Der Kulturverein hat nun einen Veranstaltungsort, der alle Stückl’n spielt, Sound und Licht sind vom Feinsten! An diesem Abend sorgen Alois Enzenhofer und Hannes Herber für den wirklich grandiosen Sound und 2 Lichttechniker zaubern tolle optische Momente auf die Bühne. Auch der Innenbereich ist wunderbar sauber und ansprechend, nicht so schmuddelig und ungustig wie früher!

Das Kulturzentrum „d‘ Zuckerfabrik“ ist mit neuer Mannschaft angekommen, hat ein herzeigbares Reich der Künste geschaffen und ein Blick auf einen Flyer verrät, dass man sich auch punkto Programm an internationale Acts wagt und nicht mehr dieses Underground-Denken vergangener Jahre hegt und pflegt. Natürlich sind auch immer wieder jede Menge heimische Acts gebucht und mit Vernissagen und dem Zuckerfabrik-Kino hat man wirklich ein sehr ansprechendes Kulturprogramm! Once again: Respect & Chappeau!

Der Support: G.O.D.

Was für eine geile Band! Das Linzer Szene-Original Christoph Koller hat hier eine lässige Truppe um sich geschart, die Melodic Rock und Melodic-Metal zum Besten gibt. G.O.D. spielen gleich von Beginn an sehr tight, gehören mit zum Besten, was die heimische Szene in dieser Richtung zu bieten hat und die Frontfrau Vanessa Derndorfer singt absolut lässig!

**G.O.D. – Bandleader Christoph Koller – Leadguitar de Luxe**

Da hört man keine schiefen Töne und sie macht sich langsam richtig zur Metal Lady. Alle Achtung! Die Songs sind erstklassige Kompositionen, feinstens durcharrangiert und immer melodiös, wenn auch scharfe Riffs durch Mark und Bein fräsen. Eine tighte Rhythm Section legt einen groovig-rockigen Teppich, die sphärischen Keyboards sind auch erstklassig, die Gitarre drückt dem Ganzen seinen fetten Stempel auf und die Leadvocals kommen sehr fein und kraftvoll.

Wenn ich mich nicht irre, hab ich die Band schon mal in Linz mit einem zweiten Gitarristen gesehen… Na egal, diesmal fehlt der, oder er ist nicht mehr dabei.Wie auch immer, Koller macht das auch allein sehr gut. Nicht nur, dass er fetzige Riffs beisteuert, auch seine Solos sind vom Feinsten! Er ist ganz klar der Bandleader und gibt die Richtung vor und das ist auch gut so, denn er weiss, was er will und wie was klingen soll und er hat ja auch die nötige Erfahrung! Nach einigen Abenteuern wie Slide und einigen Besetzungswechseln sind G.O.D. angekommen und sie bieten vor allem abwechslungsreiche Songs, die man längst schon auf CD gebannt haben sollte.

**G.O.D. Tastenwizard Gerald Landschützer, eine Ikone der Linzer Musikszene**

Aber es gibt ja einige Songs auf YouTube, da könnt ihr euch ja die Ohren heisshören! An diesem Abend bieten sie ein hervorragendes einstündiges Set mit absoluten Highlights. Also ich würde mir sofort eine CD mit dieser Songliste kaufen! Die Fans der Band haben G.O.D. frenetisch abgefeiert und sind herumgesprungen wie bei einem Punk-Konzert. Alles wie es sein soll. Ich nehme einen sehr guten Eindruck mit nach Hause und werde mir diese Band sicher noch öfters live geben, soviel steht fest. Very well done!

**G.O.D. – eine grossartige Band aus Linz!**

G.O.D. Line Up:

Christoph Koller – Leadguitar
Vanessa Derndorfer – Leadvocals
Gerald Landschützer – Keyboards
Andy Staudinger – Bass
Mexx Fernandez – Drums
und sonst noch (heute nicht) Michael Ri – Guitar

G.O.D. Setlist:

„We Are Back“
„Nightmare“
„Stay With Me Tonight“
„Down Down“
„Can’t You See“
„Learn To Live My Life Again“
„Never Say Goodbye“
„Hate Me Forever“

Zum ersten Mal live in OÖ: JONNY ALTON BAND

Nun, ich kenne „Major“ Tom Proll schon eine halbe Ewigkeit und seine Band KING SIZE hat es ja zu einer erstaunlichen Anzahl feiner Alben gebracht und ich geben zu, ich habe fast alle Zuhause und bezeichne mich quasi als Fan der ersten Stunde. Nach seinen gesundheitlichen Problemen, wo er King Size erstmal auf Eis legen musste, wurde es recht ruhig um Tom Proll und nach seinem Umzug nach Vorarlberg dachte ich, dass er wahrscheinlich nix mehr machen würde. Doch schon bald erfuhr ich aus dem Internet, dass er mit dem Ex-Voltage Member Jonny Alton eine neue Band gegründet hatte: die JONNY ALTON BAND!

**Jonny Alton Band live on stage, eine Band, die man unbedingt gehört haben sollte!**

Bereits das erste Album „Mystic Revelations“ machte schnell klar, dass der Major so schnell nicht in die Rock-Pension gehen wird. Das zweite Album „Songs For Sylvia“ legte dann noch ein Schäuferl nach und mit seiner Doppel-CD „Major’s Finest“ zu seinem 50-jährigen Bühnenjubiläum legte er ein Meisterwerk vor, das in Österreich so schnell niemand wird toppen können! Nun, die Jonny Alton Band brachte ein zweistündiges Non-Stop-Set mit sehr vielen Songs aus allen CDs der J.A.B. und natürlich Songs aus Tom’s Feder von seinen früheren Bands und dazu gleich noch ein paar neue Songs vom kommenden, 3. Album der Band! Die Band eröffnete ihr Set mit dem Instrumentaltitel „Liquid Darkness“, welcher auch auf dem kommenden Album zu finden sein wird. Ein Prog-Rock-Stück, welches gleich mal das hohe Können der Band unter Beweis stellte.

**Major Tom Proll – nicht nur ein Leadgitarrist der Extraklasse, sondern auch ein erstklassiger Komponist!**

Dann folgte „Peaceful Revolution“, ein Midtempo-Song vom 1. Album. Ein mittelmässiger Song, den lediglich das geile Gitarrensolo herausgerissen hat. Dann folgte mit „Big City Nights“ ein Song, der ebenfalls auf dem nächsten Album zu finden sein wird. Diese Biker-Hymne geht etwas rockiger zur Sache und weiß mit knackigen Stopps und heissen Solos von Synthie und Gitarre zu überzeugen! Mit „Raining Sun“ dann die erste Prog-Hymne, die noch aus der Zeit von Tom’s erster Band Flame stammt, aber in der aktuellen Version gewaltig überarbeitet und weiterentwickelt wurde. Eine herrliche Ballade mit starken Prog-Elementen.

**Erich Köstl von der Jonny Alton Band, ein supersolider Bassist mit dem amtlichen Groove!**

„Giants“ stammt aus der Zeit von Tom’s zweiter Band Life Wire. Dieser Song prangert das sinnlose Wale-Abschlachten an und ist in der J.A.B.-Version eine echte Hammer-Nummer geworden. Der nächste Song „Freedom Bells“ stammt wieder vom Debut-Album „Mystic Revelations“ und ist ein tönendes Statement für die Freiheit. Der wunderschöne Song bildete das erste grosse Highlight dieses Abends und Tom spielte darin das wohl schönste Gitarren-Solo des Abends!

**Mack Buergler, der Sänger der Jonny Alton Band, überzeugte auf der ganzen Linie!**

Mit „Roadrunner“ folgte der schwächste Song des Konzerts. Eine simple Boogie-Nummer ohne erkennbare Schwierigkeitsgrade. Hm… Dafür wurde man dann mit der grandiosen Ballade „What Would I Be Without You“ entschädigt. Der Song, den Tom für Managerin Sylvia geschrieben hat, ist einfach eine Gefühlsbombe durch und durch. Ist schon das Main-Solo von Tom ein Hammer erster Klasse, dann wurden meine Ohren im finalen Teil vom Synthie-Gitarren-Duell unerwartet verwöhnt! Einfach traumhaft wie hier Tom und Keyboarder George interagierten!

**J.A.B.-Keyboarder George Pietruszka ist nicht nur ein sensationeller Keyboarder, er zaubert auch Klangwelten, die unbedingt hörenswert sind!**

Mit „Shine On“ folgte dann eine weitere wundervolle Ballade mit stadiontauglichem Chorus! Der Überhit und einer der besten Songs des Abends war dann fraglos „Cosmic Factory“, ein Song, den Tom damals Mitte der 70er für sein Band Flame komponierte und für die Jonny Alton Band total umkrempelte, erweiterte und umarrangierte. Was soll man sagen, mit dem neuen Keyboarder noch um eine Klasse besser als auf dem ersten J.A.B.-Album und live ein Höhepunkt der Extraklasse. Tom sprach in der Einleitung was von „Pinkfloydifizierung“ und das kommt auf alle Fälle hin! Klar, dass er diesen Titel letztlich auch Pink Floyd und ganz speziell David Gilmour gewidmet hat.

**Jonny Alton – Namensgeber der Band und quasi Kapellmeister, ein Drummer mit Power und Groove!**

Mit „Sylvia“ dann ein poppigerer Song, aber wunderschön und mit viel Herz von Mack gesungen. Dann „Good News“, ein Rock’n’Roll-Song, den ich schon von der King Size-Ära her kenne. Ein Gute-Laune-Song und Losgeh-Rocker, der einfach Spass macht! Und dann eine ganz neue Nummer „Hymn For Cathy Freeman“, der ebenfalls auf dem neuen, kommenden 3. Album drauf sein wird. Ein hochinteressanter Song mit einer wunderbaren Message und stark „floydig“. Das gilt auch für „A River Of Tears“, ebenfalls brandneu und vom kommenden Album. Diese Antikriegs-Hymne verfehlt in Zeiten wie diesen ihre mahnende Wirkung nicht und regt zum Nachdenken an! Der letzte Song des Sets ist dann „Mystical Karlla“, ebenfalls nigelnagelneu und mit einer starken Message. Auch hier lassen Pink Floyd ganz schön grüssen!

**Elke Herber, die Chefin des Kulturzentrums d‘ Zuckerfabrik bekam einen von beiden Bands signierten „30er“ zum 30. Jubiläum dieser unpackbar lässigen Veranstaltungsstätte!**

Was dann kommt, ist eine schöne Geste: Man bittet Elke Herber auf die Bühne und überreicht ihr ein „30er-Schild“, signiert von allen Musikern beider Bands. Der Hintergrund: das Kulturzentrum „d‘ Zuckerfabrik“ feiert heuer seinen 30. Geburtstag! War ein nettes Intermezzo, ehe dann die Jonny Alton Band die Rocknummer „In This World“ abfackelte und zum Schluss noch die Metal-Nummer „Rock’n’Roll Soldiers“ draufprackte! Was für ein Finale! So und nicht anders stellt man sich ein Konzert von einer der besten Melodic-/Prog-Bands Europas vor!

**Jonny Alton Band – live ein echtes Highlight!**

Tom Proll hat nach King Size mit der Jonny Alton Band eine neue, hochinteressante Gruppe am Start, die keine Vergleiche mit international arrivierten Acts zu scheuen braucht! Und es ist ja ein neues Album für die erste Jahreshälfte 2023 angekündigt und die ersten Nummern daraus spielen sie ja schon live und ebendiese Songs machen schon jetzt Appetit auf mehr!

JONNY ALTON BAND Line Up: