Julia Anna – „Wenn i sing“ (Preiser Records): Anfang Juli 2021 veröffentlicht die junge Sängerin aus dem Burgenland ihr Debütalbum „Wenn i sing“. Nachdem sie bereits mit einigen Songs wie „Scheiß di net an“, „Schen di wieder zu sehn“ oder „Da Herbst is do“ auf sich aufmerksam gemacht hat, erscheint jetzt das Album. Und das nicht nur als Download oder Stream. In diesem Punkt erweist sich die junge Sängerin als ziemlich old school. Es war ihr ein großes Anliegen, ihre Songs auch auf CD zu veröffentlichen, weil sie nach eigener Aussage, gerne was Echtes, zum Anfassen in den Händen halten wollte, etwas das sie in 30 Jahren noch ihren Kindern und Enkelkindern zeigen und sagen kann: „Schaut’s mal, das war mein erstes Album“. Dass diese Aussage nicht nur ein Promo-Gag ist, sieht man dann auch am liebevoll gestalteten Cover und dem umfangreichen Booklet.
Vor einigen Tagen war Julia Anna wieder einmal in Tirol bei ihrem Manager Christian Knoll. Sie nutzte die Tage für einige Live-Auftritte und ein Interview mit X-ACT. Entspannt und voller Vorfreude auf das Album und die bald wieder möglichen Konzerte stellt sich Julia unseren Fragen.
X-ACT: „Seit wir uns letztes Jahr, kurz nach dem ersten Lockdown getroffen haben, hat sich bei dir einiges getan.“
Julia Anna: „Ja, kurz nach unserem Gespräch, kam „Schen di wieder zu sehn“ heraus. Das Video haben wir gemeinsam mit meinen Mädels von der Schauspielschule, die ich in Wien besucht habe, gedreht. Es war ein toller Tag, was man auch unschwer im Video sehen kann.“
X-ACT: „Der Song findet sich allerdings nicht auf der CD?“
Julia Anna: „Auch wenn es ein tolles, schwungvolles Lied mit einer positiven Message ist, das sehr viele positive Reaktionen erhalten hat, hat es für mich schlussendlich nicht auf die CD gepasst. Als nächstes haben wir „Da Herbst is do“ veröffentlicht und kurz darauf, aus aktuellem Anlass, den Song „Gib net auf“.“
X-ACT: „Die Entstehungsgeschichte zu „Gib net auf“ hast du uns ja bereits vor einigen Monaten verraten. (Nachzulesen im Artikel Julia Anna, Popwal, Chris Steger: Neue Songs aus heimischen Gefilden –Teil 2 vom 12. Jänner 2021). Ein berührender Song, der unter die Haut geht und bei den Fans großartig ankam, wie über 100.000 Klicks auf Youtube beweisen.“
Julia Anna: „Wenn man als Künstler Lieder veröffentlicht, die textlich sehr viel über einen selbst preisgeben, ist das nicht immer einfach. Umso mehr freut es einen dann, wenn Menschen sich von den Texten angesprochen fühlen, berührt sind und sich mit den Songs identifizieren können. Man erkennt dann sehr gut, dass wir Menschen doch in vielen Dingen ähnlich denken, ähnliche Erfahrungen gemacht haben und ähnliche Sorgen und Sehnsüchte teilen.“
X-ACT: „Vor wenigen Wochen hast du auch das Titellied deines Debütalbums als Single und Video veröffentlicht. Ein Song, der im Refrain sofort ins Ohr geht und ansonsten Lust auf Urlaub nach dem Lockdown macht, oder auch nicht, ob der ganzen Schwierigkeiten. Immer wieder klingen auch bei „Wenn i sing“ leichte Country-Klänge durch. Aufgenommen wurden die Songs ja in Nashville. Wie können wir uns da den Ablauf vorstellen?“
Julia Anna: „Der Ablauf bei den einzelnen Songs war ganz unterschiedlich. Bei allen habe ich aber erst einmal die Texte übersetzen müssen und teilweise noch Erklärungen dazu geschrieben, damit sich mein Produzent Chuck Ainley und die Musiker in den Song hineinleben können. Einzelne Songs habe ich schon ziemlich in der Endfassung geschickt, andere waren noch gänzlich in der Rohversion. Es folgte dann ein sehr kreativer Austausch, wo ich mir oft gedacht habe, wow, so kann man das auch umsetzen. Auf alle Fälle bin ich mit dem Ergebnis total glücklich.“
X-ACT: „Ein besonderes Lied ist für mich auch „Draußen im Garten“.“
Julia Anna: „In „Draußen im Garten“ geht es um meinen verstorbenen Opa. Das Lied ist aus dem Gitarrenunterricht mit Stefan Holoubek entstanden. Zuerst war die Melodie da und dann hat sich der Text irgendwie einfach entwickelt. Da Stefan neben einem großartigen Gitarristen und Gitarrenlehrer auch ein toller Produzent ist, war für mich sehr schnell klar, dass ich auch wollte, dass er das Lied produziert. Dass es musikalisch so gut mit den Aufnahmen von Chuck Ainlay passt und sich so gut ins gesamte Album einfügt, ist einfach ein riesengroßes Glück gewesen. In „Draußen im Garten“ geht es darum, dass auch, wenn Menschen nicht mehr hier bei uns sind, sie in unseren Herzen und in unserer Erinnerung für immer weiterleben dürfen, in all ihren Farben und in all ihrer Schönheit – eben so, wie wir sie in Erinnerung behalten wollen. Das kann auch sehr viel Kraft geben und so erlebe ich das auch mit meinem Opa, wenn ich an ihn zurück denke.“
X-ACT: „Ein weiteres außergewöhnliches Lied, das für mich einen recht makaberen Einschlag hat und mich von der Herangehensweise im Text etwas an Falco erinnert, ist „Kalaschnikow“. Was hat es mit diesem Song auf sich?“
Julia Anna: „Der Song „Kalaschnikow“ ist zur Hälfte autobiografisch – welcher Teil davon echt ist, können sich die Zuhörerinnen und Zuhörer aussuchen. Entstanden ist das Lied aus einer, sagen wir mal nicht besonders gesunden Beziehung heraus. Das Lied habe ich in der Wohnung meines (mittlerweile) Ex-Freundes zu schreiben begonnen, mit dem Blick auf seine Fotowand, wo er neben unseren Bildern, Fotos von sich und seiner besten Freundin aufgehängt hatte. Ich war damals furchtbar eifersüchtig und habe meiner Phantasie dann einfach freien Lauf gelassen. Fertig geschrieben habe ich das Lied dann gemeinsam mit meinem Manager und Songwritingpartner Christian Knoll in Tirol.“
X-ACT: „Der Song „Im nächsten Leben“ hat einen sehr nachdenklichen Text?“
Julia Anna: „Das Lied „Im nächsten Leben“ habe ich im ersten Lockdown geschrieben. Zu diesem Lied kann ich nicht besonders viel sagen, außer dass es einfach da war – innerhalb von einer Stunde war es in dieser Form fertig, wie es jetzt am Album ist. Wenn das passiert, ist das ein unglaublich schönes Gefühl und ein Geschenk des Himmels, wenn man so will. Manchmal weiß ich gar nicht so genau, wo diese Dinge herkommen und manchmal ist Songs schreiben auch einfach harte Arbeit und dauert länger. Das ist mit jedem Lied unterschiedlich. Genauso ist es mit den Themen, über die ich schreibe. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich die Themen suche, ich habe eher das Gefühl, dass die Themen über die ich schreibe, mich finden.“
X-ACT: „Im Booklet steht dein Name auch bei Booklet/Graphic Design. Du hast dich ja wirklich um alles gekümmert“.
Julia Anna: „Ich habe eine sehr kreative Ader und zig Einfälle. Ich hätte auch einige Ideen bezüglich Merchandise, die ich gerne selber kreieren oder herstellen würde. Aber da muss ich mich dann einbremsen und möchte mich auf das Wesentliche, nämlich die Musik konzentrieren.“
X-ACT: „Das ist dir auch sehr gut gelungen. Gratuliere zu einem überaus abwechslungsreichen und tollen Debut und wünsche dir viel Erfolg damit.“
Interview by MICHAEL STECHER
Julia Anna – „Wenn i sing“
- „Richtig oder foisch“
- „Wenn i sing“
- „Draussen im Garten“
- „Da Herbst is do“
- „Gib net auf“
- „Kalaschnikow“
- „Vorbei“
- „Scheiss di net an“
- „Im nächsten Leben“
- „Es is wos es is“
- „No amoi jung“