GNACKWATSCHN – „De Wöt wird si weiterdrahn“ – CD-Review

Die neue CD „Die Wöt wird si weiterdrahn“ von der steirischen Band mit dem originellen Namen Gnackwatschn wirft natürlich gleich einmal ein paar Fragen auf: woher kommen die, was wollen sie und vor allem: was spielen die? Darauf gibt erstmal ihre Facebook-Seite Antwort: „Dass Trompeten und andere Blasinstrumente zum guten alten Ska passen, ja, faktisch schon gehören, ist keine Neuigkeit. Dass allerdings auch eine steirische Harmonika und ebensolcher Dialekt sich wundervoll in dieses Musikgenre einordnet – das war vor Gnackwatschn noch neu. Zusätzlich zu guter Laune und musikalischer Professionalität liefern die „Ska-Folklore-Pioniere“ auch noch eine Portion Hirn mit – und zwar nicht als Merchandise mit Ei, sondern in Form ihrer durchaus nachdenklichen Texte auf ihrem Album „Im Talon“. Da sollten sich alle Intelligenzflüchtlinge anschnallen, hier bekommen sie musikalisch etwas auf die Ohren, oder um im Bandstil zu bleiben, – ins Gnack! Man merkt eindeutig, dass die Band sowohl musikalisch, als auch in ihrer Grundeinstellung gereifter ist. Wie ein guter Tropfen steirischer Wein – ein bisschen gelagert, aber dennoch spritzig und anregend. Nach ihrem selbstbetiteltem Debüt (2012) und dem Sommerhit „Jetz is da Summer do“ (2013), haben sich die Burschen 2014 mit der Single „Guate Oite Zeit“ zurückgemeldet und hier konnte man schon erkennen, in welche musikalische Richtung es in Zukunft gehen sollte. Die Band wurde um ein Mitglied erweitert (Erwin Wonisch an der Posaune), der musikalische Anspruch hatte sich vertieft und erweitert. Obwohl Gnackwatschn nie eine reine Spaßfraktion waren und ihre Konzerte durchwegs solide gespielt waren, ist mit „Im Talon“ ein weiterer Meilenstein in der Watschn-Geschichte gelegt worden. Das musikalische Sprachrohr wird genützt, um auf die Themen der Welt aufmerksam zu machen – und das mit so einer sympathischen Rockattitüde, dass sie wohl eher Gnackbussis als –watschn von ihren Fans erwarten können.“ Aha. Na also, – und jetzt liegt eben die neue CD „Die Wöt wird si weiterdrahn“ vor. Und da hören wir jetzt rein!

„Die Liada de uns trogn“ begeistert gleich mal mit sattem Sound, geilem Groove und lässigem Gesang! Ein absolut lässiger Opener mit einer einfachen Message über ihre Musik und ihre Lieder. Gespielt mit Herz und Hirn und man hört auch raus, dass Gnackwatschn längst ihren Stil gefunden haben, der längst über Alkohol-triefendem Ska-Punk hinausgewachsen ist! Die Akkordfolgen sind super und manchmal sogar jazzig. Track Nummer 2, „Danke für dei Offenheit“ ist dann typischer Ska mit rappigen Vocals, coolem Text und die besagte Ziehharmonika, die neben dem steirischen Dialekt den Unterschied macht! „Die Zeit rennt“ beginnt mit Quetschn und Gesang, ehe die Band brachial einsteigt und wieder einen sagenhaften Song zaubert, der an Saft und Kraft nur so strotzt. Das hat nur mehr im Ansatz was von Ska-Parts, der Rest ist hochintelligent arrangierter Kernöl-getriebener Rock, der dir gnadenlos einen Mittelscheitel zieht! Blood, Sweat & Tears hätten damit aber auch ihre Freude gehabt! Astrein arrangiert, meine Herren!

Der Titeltrack „Die Wöt wird si weiterdrahn“ wartet mit einem Special Guest auf: Paul Pizzera von Pizzera & Jaus singt die Leadvocals. Ansonsten ist der Song gut gemacht, aber sicher nicht das Highlight dieser CD, denn die anderen Songs sind um Klassen besser. Das Video zum Song ist dafür ein kleines Meisterwerk! „Er bricht aus“ ist dann auch nicht unbedingt Gnackwatschn-Oberliga aber immer noch besser als der schwächelnde Titeltrack. Dass wir uns richtig verstehen: textlich ist alles super gut, aber musikalisch wäre im Anbetracht der ersten drei Tracks offensichtlich mehr drinnen gewesen… „Jetzt hobts mi soweit (es interessiert mi nerma)“ ist dann wieder Gnackwatschn-Ska de Luxe und obwohl der Text in eine ganz andere Richtung geht, kommt der Song eher im Happy-Sound daher und man möchte aufspringen und abshaken!

Summa summarum ist „Die Wöt wird si weiterdrahn“ eine hervorragende Mini-CD mit 6 wirklich guten Songs, 2 davon schwächeln halt ein bisschen, aber das ist Geschmack-Sache. Gnackwatschn haben einen sehr lässigen Sound gefunden und einen geilen Stil entwickelt, musikalisch haben sie schwer was drauf und auch die Texte sind astreine steirische Hinterhof-Poesie, Schilcher-getränkt bisweilen… Klar, „Die Wöt wird si weiterdrahn“, aber mit der Musik von Gnackwatschn wird das Leben doch noch ein sattes Stück lebenswerter! Also für mich eine klare Kaufempfehlung!

Rating: 7 von 10 Punkten!

CD-Review by TOM PROLL

Die lustigen Kerlchen der Band Gnackwatschn sind:

  • Robert Steinberger – Gesang, Gitarre
  • Daniel Leskowschek – Bass, Gesang
  • Gregor Krenker – Steirische Harmonika
  • Christoph Veit – Trompete
  • Erwin Wonisch – Posaune, Gesang
  • Bernhard Liebminger – Schlagzeug

Tom
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X-ACT Music Magazine - Gründer, Erfinder, Herausgeber, Medieninhaber, Chefredakteur, Design, Logo-Creator. Sonst noch: Gitarrist, Composer, Arranger, Producer, Bandleader.