YES – feat. Anderson, Rabin & Wakeman, „Live At The Apollo“, (CD-Review), Live-Doppel-Album zum 50th Anniversary!

Die legendären Prog-Pioniere YES feiern also heuer ihren 50. Geburtstag. Und rechtzeitig zum Geburtstag gibt’s natürlich zwei Tourneen und zwei neue Live-Alben. Whot ze fack? Naja, es gibt ja auch zwei Bands namens Yes! Fans werden das ja schon wissen, aber für all jene, die nicht so mit Yes bewandert sind, will ich mal schnell Aufklärendes festhalten: Yes wurden 1968 gegründet, und zwar von Jon Anderson, Chris Squire (†), Tony Kaye, Peter Banks (†) und Bill Bruford. Es folgte eine tolle Karriere mit diversen Up’s and Down’s und etlichen Besetzungswechsel, Bandauflösungen, Neugründungen, Ablegern wie „Union„… Die ersteren Yes führte Gitarrist Steve Howe mit Bassist Chris Squire weiter. Squire starb leider 2015 und somit kam der mündliche Vertrag mit Mitbegründer Anderson zum tragen, der die „zweiten Yes“ bislang unter „ARW“ (Anderson, Rabin, Wakeman) firmierte, – und seit 2018 nun endlich auch wieder ofiziell Yes nennen darf. Allerdings mit dem Zusatz „featuring Anderson, Rabin & Wakeman“. Und sie mussten sich ein neues Logo einfallen lassen, denn das legendäre und weltbekannte Logo von Roger Dean durfte wiederum nur die Formation um Howe verwenden. Also hier zum besseren Verständnis der Situation, folgend die beiden Logos, oben das legendäre Logo von Dean und darunter das neue Logo der Band YES feat. Anderson, Rabin, Wakeman, designed von Stuart Green:

Nun, das neue Logo der nunmehr 2. Yes-Formation kann man gelten lassen, obwohl das bekannte Logo meiner Meinung nach wesentlich besser ist. Aber gut, das neue Logo geht in Ordnung, – nicht so das ganze Album-Cover, welches das mit Abstand schlechteste Yes-Cover der letzten 50 Jahre ist! Setzten Yes über die Jahrzehnte hinweg Standards mit ihrer Musik, so setzten sie auch Standards mit ihren aussergewöhnlichen Covers, egal ob von Roger Dean, Hypgnosis oder sonstwem. Das ist Fakt. Aber das neueste Cover der Doppel-CD „Live At The Apollo“ ist schlichtweg ein Fehlgriff de Luxe! Aber seht und urteilt selbst:

Na? Ein grafischer Selbstmord, wenn man sich das Album-Cover der Kollegen Jon Davison (Leadvocals), Geoff Downes (Keyboards), Steve Howe (Guitars), Billy Sherwood (Bass) und Alan White (Drums) bzw. Jay Schellen (Drums) vergleichend anschaut, die einmal mehr für „Topographic Drama“ (2017) auf die bewährten und preisgekrönten Künste von Roger Dean zurückgreifen konnten:

Da muss man jetzt nicht lange hin und her überlegen, der Punkt hinsichtlich Cover, geht eindeutig an die Howe-dominierten Yes! Aber was bieten die ARW-Yes musikalisch? Zuerst einmal muss man festhalten, dass Jon Anderson begnadet singt, da kommt Jon Davison einfach nicht mit. Klar, Davison singt ähnlich aber Anderson ist und bleibt DIE Stimme von Yes! Aus basta! Punkto Bass ist Lee Pomeroy einfach um Welten besser als Billy Sherwood und im übrigen spielt sowieso niemand so Bass, wie es Chris Squire getan hat und genau damit den Yes-Sound massgeblich prägte! Hinsichtlich Keyboards ist die Sache noch eindeutiger: der Ober-Tasten-Guru Rick Wakeman spielt den Ex-Buggles-Tastendrücker Geoff Downes locker in Grund und Boden! 3:0 für ARW bisher! Die Drums von Alan White, Jay Schellen und Louis Molino III (ARW) sind absolut gleichwertig gut. Also für jede Formation ein Punkt. Und jetzt wird es kontroversiell, wenn man die Gitarristen vergleicht: die Jazzig-orientierten Yes-Fans werden Steve Howe bevorzugen, die Rock-orientierten Yes-Fans werden allerdings Trevor Rabin ganz klar bevorzugen! Und laut meiner Meinung ist Rabin nicht nur der bessere Gitarrist, er ist auch der erfolgreichere Songwriter und er spielt moderner und wesentlich rockiger Gitarre als der detailverliebte Herum-Nudler Howe. Endstand: 5:1 für YES feat. ARW!!!

Während Yes (dominated by Howe) auf ihrer Live-Doppel-CD „Topographic Drama – Live Across America“ hauptsächlich auf Songs neueren Datums und ein paar unverzichtbare Klassiker zurückgriffen, so ist die Songauswahl von YES feat. Anderson, Rabin, Wakeman eindeutig moderner und interessanter und natürlich auch gespickt mit unverzichtbaren Klassikern. No na, die Fans wollen eben gewisse Songs hören und beide Bands liefern verlässlich. Yes (destroyed by Howe) bieten da die verspieltere, filigranere Abteilung und YES feat. Anderson, Rabin, Wakeman haben ein Konzert abgeliefert, dass man nur mit Weltklasse prädikatisieren kann! Rabin drückt hier klar seinen Stempel auf und macht „Live At The Apollo“ mächtig rockig! Klar, es klingt nach Yes, es ist Yes. Aber die rockigere Variante, weil Rabin einfach moderner und rockiger und besser spielt! Da kommt Howe niemals mit! Und so klingen Klassiker wie „And You & I“, „Roundabout“ oder „Long Distance Runaround“ frisch und zackig, – so hätte ich diese Songs immer schon gerne gehört! Klar, mit den unsterblichen Hits wie „Changes“, „Hold On“ und dem Jahrhundert-Hit „Owner Of A Lonely Heart“ haben YES feat. Anderson, Rabin, Wakeman nun aber endgültig die Nase ganz weit vorne! Allein schon der Medley-Opener inkl. der göttlichen Instrumental-Nummer „Cinema“ stellt schon die Weichen! Ab die Post! Vollgas, wo es sein muss und gefühlvolle Töne/Vocals, wo es hingehört! Meiner Meinung nach ist „Live At The Apollo“ eines der besten Live-Alben aller Zeiten und das beste Yes-Live-Album sowieso! Besser geht es derzeit nicht! Standing Ovations, please!

Rating: 10 von 10 Punkten!

CD-Review by TOM PROLL

„Live At The Apollo“ – The Facts:

Songs / Track-Listing

CD 1 (65:17)
1. „Intro“ / „Cinema“ / „Perpetual Change“ (11:21)
2. „Hold On“ (8:00)
3. „I’ve Seen All Good People“ : (I) „Your Move“ (II) „All Good People“ (7:43)
4. „Lift Me Up“ (7:11)
5. „And You & I“ : (I) „Cord Of Life“ (II) „Eclipse“ (III) „The Preacher, The Teacher“ (IV) „Apocalypse“ (10:41)
6. „Rhythm Of Love“ (4:55)
7. „Heart Of The Sunrise“ (11:26)

CD 2 (53:18)
8. „Changes“ (7:00)
9. „Long Distance Runaround“ / „The Fish (Schindleria Praematurus)“ (6:18)
10. „Awaken“ (22:40)
11. „Make It Easy“ / „Owner Of A Lonely Heart“ (9:46)
12. „Roundabout“ (7:34)

Total Time 118:35

Line Up / Musicians:

Jon Anderson (Leadvocals, Guitar, Harp)
Trevor Rabin (Guitar, Vocals)
Rick Wakeman (Keyboards)
Lee Pomeroy (Bass, Vocals)
Louis Molino III (Drums, Vocals)

Releases informations:

Recorded live at the Manchester Apollo, Manchester, England in 2017
Artwork: Stuart Green
2 x CD Eagle Records oder auf Vinyl: 3 x LP Eagle Records

Das komplette Konzert ist auch als Bluray oder DVD erhältlich!

Tom
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X-ACT Music Magazine - Gründer, Erfinder, Herausgeber, Medieninhaber, Chefredakteur, Design, Logo-Creator. Sonst noch: Gitarrist, Composer, Arranger, Producer, Bandleader.