Bluatschink – „Open Air und mehr“: In wenigen Wochen ist es wieder soweit und Bluatschink stehen mit Band für zwei Konzerte auf der „Geierwally Bühne“. Es gibt noch Karten, auch wenn die Nachfrage sehr groß ist und von den besten Plätzen nur noch wenige zu haben sind. Aber auch sonst scheint 2018 wieder ein sehr arbeitsintensives Jahr für Toni Knittel und Bluatschink zu sein. Im Rahmen des „Nivea Festes“ in Alpbach traten Bluatschink mit ihrem Familienprogramm auf. Auf ihrer Heimfahrt ins Lecht’l machte Toni kurz Station, um sich den Fragen von X-ACT zu stellen.
X-ACT: Ihr kommt gerade von einem Auftritt im Rahmen eines Familien-Programmes. Was kann man sich darunter vorstellen? Was ist da der Unterschied zu euren Kinder-Konzerten?
Toni Knittel: „Kurz und heftig. Familienkonzerte sind meist Open Airs, die Konzerte sind etwas kürzer und in erster Linie spielen wir da Vollgas-Nummern und Lieder zum mit machen. Kinderkonzerte sind Saalkonzerte, die auch länger dauern, bei denen wir auch mit einer Leinwand und Beamer arbeiten, da kann man auch ruhigere Lieder spielen. Bei den Familien-Konzerten gibt es auch keine Trennung von Kindern und Erwachsenen so wie bei den Konzerten im Saal, wo vorn die Kinder sitzen und hinten die Erwachsenen.“
„Das ist in etwa dasselbe Konzept wie auch bei den Erwachsenen-Konzerten. Da spielen wir auch in Sälen mit kleinerer Besetzung, mit Leinwand, erzählen Geschichten und es ist auch Platz für nachdenklichere und ruhigere Nummern. Bei den Open Airs in Bandbesetzung spielen wir eher die Hits. Das „Geierwally Konzert“ ist da eine Mischung von beidem. Es gibt das Open Air Feeling, wir spielen mit Band, aber trotzdem ist es intimer, weil die „Geierwally Bühne“ als Kulisse einen wunderschönen abgeschlossenen Rahmen bildet, der auch Platz für die leiseren Zwischentöne ermöglicht. Deshalb ist das „Geierwally Open Air“ auch ein ganz besonderes Konzert.“
X-ACT: Vor kurzem fand ja die Premiere des dritten Ritter Rüdiger-Muscials „Ritter Rüdiger & Maximilan“ auf Schloß Reinsberg statt. Kannst du mir kurz darüber erzählen?
Toni Knittel: „Nachdem die ersten beiden Musicals aus den Jahren 2007 und 2009 stammen, hat es ziemlich lange gedauert bis der dritte Teil entstanden ist. Das hat auch damit zu tun, dass es zwar künstlerisch sehr gut geklappt hat in Ehrenberg, finanziell aber nicht. Für ein Musical in diesem Umfang wo so viele Leute involviert sind und so ein technischer Aufwand betrieben wird, braucht man einen großen Sponsor, öffentliche Fördermittel oder einen Verein der hinter der Sache steht und sehr viel Engagement in das Projekt steckt und das gibt es in Niederösterreich auf der Burg Reinsberg in der Nähe von Scheibbs. Die Heimatbühne Reinsberg hat 2012 bereits den ersten Teil der Ritter Rüdiger Musicals aufgeführt. Von 2012 bis 2017 wurden dann auf Burg Reinsberg die beiden Musicals abwechselnd gespielt. Schon seit längerer Zeit haben mich die Verantwortlichen gefragt, ob ich nicht einen dritten Teil schreiben könnte. Anfänglich war ich doch skeptisch, ich wurde aber schlussendlich überzeugt. Es war sehr viel Arbeit dahinter aber am Freitag Abend nach der Premiere war ich wirklich gerührt. Ich hatte nicht mehr damit gerechnet, dass ich mich da noch einmal kreativ austoben darf und jemand anderer hat dann die eigentliche Arbeit.“
X-ACT: Wurde dir die Geschichte vorgegeben oder hattest du völlig freie Hand?
Toni Knittel: „Die Grundidee mit Kaiser Maximilian trage ich schon seit Ehrenberg mit mir herum. Maximilian hat ja auch am Plansee gefischt und in den Lechtaler Alpen gejagt, er war ja nachweislich auch auf der Burg Ehrenberg. Kaiser Maximilian hatte ja auch den Beinamen „Der letzte Ritter“. Er hat in einer Zeit gelebt, wo eigentlich das Rittertum schon vorbei war. Die Schusswaffen waren bereits erfunden und die Ritter nur mehr Geschichte, er war aber ganz fanatisch auf Turnier, Ritterrüstungen und ähnliches. Viele Rüstungen sind da heute noch in der Hofburg ausgestellt.
Da hatte ich die Idee Kaiser Maximilian auf die Burg kommen zu lassen und er lernt da den tollpatschigen Ritter Rüdiger kennen. Sie erleben gemeinsam Abenteuer und am Schluss sagt dann der kleine Maxi: „Auch wenn sie mich den letzten Ritter nennen werden, ich werden den Ritterstand weiterhin hochhalten.“ Das war die Grundidee für das neue Musical, die ich jetzt nur wieder aus der Schublade geholt habe. Ich arbeite ja da so, dass ich mir die Geschichte über einen längeren Zeitraum überlege und immer wieder Ideen habe, wo ich mir überlege, wie ich diese in die Geschichte einbauen könnte. Da bin ich wie ein Schwamm, ich sauge alles aus meiner Umgebung auf, da sehe ich wieder Gestalten, die ich unbedingt in mein Stück einbauen will, oder auch Kostüme wie das Spiegelkostüm, habe ich irgendwo gesehen und wollte das unbedingt im Stück haben. Für das Stück habe ich auch in Tirol mit dem „Spielvolk“ zusammengearbeitet. Die haben die entsprechenden Kostüme und das handwerkliche Geschick, meine Ideen umzusetzen. Und dann muss ich mir überlegen, wie kommt dieses Spiegelkostüm ins Stück. Auf der Burg Reinsberg gibt es die Adelheid, die Ahnherrin der Reinsberger. Die Adelheid ist im Stück quasi der gute Geist der Burg und sie ist die Zauberin der Zeit. In ihrem Spiegel kannst du auf der Rückseite ein halbes Jahr in die Vergangenheit und vorne ein halbes Jahr in die Zukunft blicken, aber nur wenn du eine unberührte Jungfrau bist. Nach dem Sammeln der Idee begebe ich mich für ca. eine Woche in Klausur. Da gehe ich dann für eine Woche in ein Hotel, am besten irgendwohin, wo mich niemand kennt, damit ich die ganzen Ideen zu einem Stück werden lassen. Wenn ich gar nicht mehr weiter weiß, geh ich auch in die Sauna und nach dem dritten Aufguss spring ich wieder ins Zimmer, weil mir die Idee gekommen ist, wie es weiter gehen könnte. Diese Klausur fand kurz vor Weihnachten statt. Die Lieder zum Stück sind dann im Anschluss entstanden. Am Schluss arbeite ich dann mit dem Regisseur zusammen. Ich schreibe die Stücke immer sehr umfangreich, da würden die Stücke mehr als drei Stunden dauern. Der Regisseur hat dann mit seinem objektiven Blick die Aufgabe, das Stück entsprechend zu kürzen. Die schwierigste Aufgabe von mir und meinem Regisseur ist es dann, das Stück so gestalten, dass Zuschauer von drei bis dreiundsiebzig gleichermaßen unterhalten werden. Da kommt mir sicherlich meine jahrelange Erfahrung im Rahmen der Kinder- und der Erwachsenen-Konzerte zugute. Gleichzeitig werden dann von mir die Playbacks fertiggestellt. Die Sänger singen live, nur die Musik kommt vom Band. Zum Schluss war ich dann vor Ort, um bei den abschließenden Proben dabei zu sein.“
X-ACT: Du hast das dritte Musical zum Anlass genommen, eine CD mit Liedern aus allen drei Musicals zu veröffentlichen…
Toni Knittel: „Ja, diese CD gibt es. Normalerweise muss man ja feststellen, die CD stirbt. Im Kindermusikbereich noch nicht so. Kinder wollen die CDs gerne in der Hand halten und auch die Erwachsenen kaufen gerne CDs, die dann im Autoradio oder in den CD-Playern in den Kinderzimmern gespielt wird. Es ist eine CD mit 21 Songs aus den drei Musicals. Von jedem Musical sind also sieben Lieder enthalten. Geplant war es schon lange, die Lieder der ersten zwei Musicals zu veröffentlichen, jetzt ist es mir endlich gelungen. Der Titel der CD ist: „Die besten Songs aus den drei Musicals gesungen von Bluatschink.“ Vertrieben wird diese CD über die Bluatschink-Homepage.“
X-ACT: In wenigen Wochen stehen zwei Open Air Konzerte auf der „Geierwally Bühne“ auf dem Programm. Dabei handelt es sich um Erwachsenen-Konzerte. Werden wir bei diesen Konzerten auch neue Lieder zu hören bekommen? Diese Konzerte waren ja ursprünglich als CD-Präsentation für eine neue CD geplant…
Toni Knittel: „Ja, die Open Airs waren ursprünglich als CD-Präsentation angekündigt. Es werden die neuen Lieder gespielt, die wir schon seit den letzten Erwachsenen-Konzerten im Programm haben, aber eine komplette CD zu produzieren geht sich finanziell nicht aus, außer du hast einen neuen Megahit drauf. Für die Konzertbesucher haben wir allerdings im Zusammenhang mit den neuen Liedern eine Überraschung geplant.
X-ACT: Es hat ja in den letzten Monaten bereits einige Konzerte unter dem Titel „Herz & Hira“ gegeben, bei denen ihr einige neue Lieder gespielt habt. Kannst du uns kurz was über die neuen Songs erzählen und wie sind diese bei eurem Publikum angekommen?
Toni Knittel: „Zwei Lieder, nämlich „Wia a Wildbach“ und „Herz und Hira“, wurden ja bereits veröffentlicht und die Clips dazu kann man sich ja bereits auf youTube anschauen. Zu den neuen Liedern kann man aber generell sagen, dass wir wieder eine gute Mischung zwischen kritischen, lustigen, ruhigen und flotten Liedern gefunden haben.“
X-ACT: Vor Jahren hat Bluatschink auch einige kritische und politische Lieder gesungen und veröffentlicht. Finden sich auch unter den neuen Liedern Songs, mit denen Bluatschink das Publikum aufrütteln oder zum Nachdenken bringen will?
Toni Knittel: „Wir haben oft auch kritische Themen in Humor verpackt, so ist beim neuen Lied „Handy weg“, schon auch ein ernster Hintergrund. Für mich ist das ein bewusstes hinschauen auf die Veränderung in unserer Gesellschaft gerade in Hinblick auf neue Medien und neue Kommunikationsformen. Da sehe ich sehr viel Segen, aber auch sehr viel Fluch und das haben wir in eine lustige Nummer verpackt. Auch in dem Lied „So viel Meinung für so wenig Ahnung“ haben wir sehr viel gesellschaftspolitisches gepackt. In den neuen Liedern geht es weniger um parteipolitische Themen. Politik fängt meiner Meinung nach bei uns selber an, wie diskutieren die Menschen über bestimmte Themen, wie wird über bestimmte Themen nachgedacht, wie wird Meinung gemacht und noch nie war das so brisant wie jetzt wo die Macht Meinung zu machen, so leicht an sich gerissen werden kann. Es geht heutzutage mehr um den Sensationseffekt als um den Wahrheitsgehalt. Ich glaube, wir sind mit dieser Entwicklung hoffnungslos überfordert. Deshalb hab ich auch nicht das Gefühl ich müsste über die hohe Politik schimpfen, auch wenn es in Österreich durchaus angebracht wäre, aber ich möchte lieber mit den Leuten direkt reden und sagen, hört auf, über die Politiker schimpfen, wie blöd die sind, wenn ihr gleichzeitig Sachen postet, über die man nur mehr den Kopf schütteln kann und kritiklos alles für bare Münze nehmt,nur weil es im Internet oder auf FB steht.“
X-ACT: Vor kurzem habe ich einen Artikel über Handys bei Konzerten gelesen und ich habe diese Frage auch bereits Mick Rogers von Manfred Manns Earthband gestellt. Wie steht der Bluatschink zum Thema „Fotografieren und Filmen mit Handys während der Konzerte“?
Toni Knittel: „I find des dumm, aber es kommt bei uns kaum vor. Wir haben nicht diesen Ruf als Stars, dass die Fans unbedingt mit uns ein Foto machen wollen. Dafür sind wir zu normale Menschen, denen man überall begegnen kann. Bis zu einem bestimmten Grad ist es ja auch eine neue Form der Mundpropaganda. Wenn ein Zuschauer irgendwann im Laufe eines Konzertes sein Handy zückt, um kurz ein Foto zu machen, und den Freunden dann zu schicken, um zu sagen, schaut ich bin bei dem Konzert ist ja nicht schlecht. Aber das ganze Konzert zu filmen und dabei um das eigene Konzertfeeling zu kommen, das verstehe ich nicht. Da haben wir aber auch nicht das Publikum dafür.“
X-ACT: Ihr seid jetzt bereits seit über 25 Jahren auf Tour. Wie motiviert man sich da immer wieder aufs Neue, Konzerte zu geben?
Toni Knittel: „Das ist überhaupt kein Problem. Die Reaktionen unserer Fans während, aber auch nach unserer Konzerte motivieren mich immer wieder aufs Neue.“
X-ACT: Danke für dieses Gespräch und viel Erfolg für euren Auftritt bei den Open Airs, aber auch für eure vielen anderen Projekte!
Interview by MICHAEL STECHER
Bluatschink live:
31. August 2018 – Elbigenalp, „Geierwally Bühne“
01. September 2018 – Elbigenalp, „Geierwally Bühne“
Weitere Termine findet Ihr auf: www.bluatschink.at