RSO – „Radio Free America“ (CD-Review by Michael Stecher)

Als Richie Sambora anno 2013 die Supergroup Bon Jovi während der laufenden “Because We Can”-Welttournee verließ, war das für viele Fans ein großer Schock. Über die Trennung gab es viele Gerüchte, aber kaum offizielle Statements.

Ein halbes Jahr später tourte Richie Sambora im Rahmen seiner „Aftermath Of The Lowdown“-Tournee auch durch Deutschland. Im Münchener Kesselhaus gab er ein zweieinhalbstündiges Konzert. Neben sieben Songs aus dem neuen Soloalbum spielte er auch Songs aus seinen früheren Alben „Stranger In This Town“ und „Undiscovered Soul“ sowie Hits aus seinen Bon Jovi-Zeiten. Daneben coverte er auch „Wonderful Tonight“ von Eric Clapton und „Voodoo Child“ von Jimi Hendrix. Mit ihm auf der Bühne stand Orianthi Panagaris, bekannt durch ihre Gitarrenarbeit für Michael Jackson und Alice Cooper. Die beiden tauchten anschließend immer wieder gemeinsam auf Konzertbühnen und bei diversen Charity-Events auf. Bald darauf gab Richie Sambora bekannt, dass eine neue CD gemeinsam mit Orianthi schon in Arbeit sei. Es dauerte aber dann bis zum Herbst 2017 ehe man eigenes Material der beiden zu hören bekam.

„Rise“ und „Making History“ hießen die beiden EP’s, die allerdings nur als download erschienen. Außerdem veröffentlichten sie auch noch ein Cover des Sonny & Cher-Hits „I Got You Babe“ sowie „One Night Of Peace“, einen Song, den Richie für eine Benefiz-Show geschrieben hatte.

Gegenüber dem ursprünglichen Plan, noch weitere EP’s als Download anzubieten, veröffentlichten RSO jetzt im Mai 2018 ihr erstes gemeinsames Album „Radio Free America“. Enthalten sind die Songs der beiden EP’s, die Singles sowie zwei neue Songs.

Unterstützt wurden die beiden bei den Songs, die über zwei Jahre hinweg in Los Angeles aufgenommen wurden, durch niemand geringeren als Bob Rock. Er produzierte das Album, fungierte bei einigen Songs als Co-Autor und spielte zum Teil Percussion, Bass und Gitarre.

Beim Opener „Making History“ wechseln sich rockige Gitarren mit eingängigen Grooves und den Stimmen von Richie und Orianthi ab. Im Mittelteil lassen die beiden an den Gitarren so richtig die Sau raus.

„We Are Magic“ ist eine Midtempo-Nummer, angesiedelt im Poprock-Bereich, deren Melodie, sich ebenfalls sofort im Gehörgang festsetzt.

Gimme a bit of funky music lautet die Devise bei „Rise“, einem Song, der live sicher gut rüber kommt, sollten sich Richie und Orianthi entscheiden, mit dem neuen Album auf Tour zu gehen. Bis jetzt sind leider keine Daten bekannt, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

Nach dem Funk zelebrieren die beiden den Soul. „Take Me“ ist ein autobiografischer Song, in erster Linie von Richie gesungen. In Zeilen wie „take me for who I am“, „spotlight coming down, lighting my face, but not my heart“ oder „i made some bad mistakes…“ verarbeitet der Musiker seine Vergangenheit.

„Walk With Me“ wird mit Country-Elementen angereichert und zeigt die beiden wieder im Duett. Erinnert mich persönlich ein wenig an American Young, die mit harmonischen Country-Folk-Pop-Songs in den Staaten recht erfolgreich sind.

„I Don’t Want To Have To Need You Now“ ist ein ruhigerer Song, der auch von Richie’s Soloalben sein könnte. Das Piano leitet Truth ein, eine gefühlvolle Ballade, die gemeinsam gesungen wird.

Angeblich hat Richie seine Orianthi bei einem Benefizkonzert kennen gelernt, wo sie mit Alice Cooper auf der Bühne stand. Eben dieser unterstützt Richie und Orianthi mit seinen prägnanten Vocals beim Song „Together On The Outside“, einer gelungenen rockigen Nummer.

„Good Times“ – ein Duett Marke „Happysound“ wieder mit leichten Country-Einflüssen, zeigt sehr gut, dass die beiden unbeschwert an die Aufnahmen herangingen, sich musikalisch nicht einengen ließen und Spaß an ihrem Projekt haben.

Mit „I Got You Babe“ haben sie, wie bereits erwähnt,  auch einen Coversong aufgenommen, wobei die beiden den Song schneller und rockiger darbieten. Eine interessante und gelungene Version.

In einem Interview erzählte Richie, dass bei den Aufnahmen zum Song „One Night Of Peace“ niemand geringerer als Paul McCartney vorbei geschaut hat. Dieser hat Richie auch geraten, den Song mit Orchester aufzunehmen, was dann auch so geschehen ist.

Den Abschluss von „Radio Free America“ bilden Blues Won’t Leave Me Alone“, eingesungen von Orianthi und das ziemlich rockige Savoy Brown-Cover „Hellbound Train“.

„Radio Free America“ ist ein abwechslungsreiches Album geworden und zeigt, dass die beiden ihre Metiers – egal ob Rock, Pop, Soul oder Blues – beherrschen und dass sie nicht nur exzellente Gitarrist und Gitarristin sind, sondern auch beide über tolle Stimmen verfügen.

Rating: 9 von 10 Punkten

CD-Review by MICHAEL STECHER

Tom
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X-ACT Music Magazine - Gründer, Erfinder, Herausgeber, Medieninhaber, Chefredakteur, Design, Logo-Creator. Sonst noch: Gitarrist, Composer, Arranger, Producer, Bandleader.