Zur Zeit sind High South wieder in Europa, um bei einigen Festivals zu spielen. Mit dabei ist ihr Mentor und Produzent Josh Leo. In Amerika hat er über zwanzig Nummer eins Hits geschrieben oder produziert und mit Größen wie Kim Carnes, Jimmy Buffet, Lynyrd Skynyrd oder Alabama zusammen gearbeitet. Als sich nun die Gelegenheit ergab, ein wenig mit Josh zu plaudern, ließ ich mir das nicht entgehen.
X-ACT: Du hast in den 70ern begonnen, mit der Eddie Boy Band Musik zu machen. Warum hast du dann keine Musikerkarriere eingeschlagen?
Josh Leo: „Ich wollte immer in einer Band spielen. Die Eddie Boy Band nahm ein Album für MCA auf und trennte sich danach. Ich spielte in einer anderen Band, mit der wir ebenfalls eine Platte aufnahmen, danach war wieder Schluss. Ich wollte dann nicht wieder von neuem beginnen. Der Produzent des zweiten Albums, Jimmy Ed Norman, heuerte mich als Sessionmusiker an. Er arbeitete mit den Eagles, mit Kenny Rogers und anderen. Ich spielte dann zum Beispiel mit Johnny Lee, der durch den Soundtrack zum Film „Urban Cowboy“ bekannt wurde, oder auch mit Jennifer Warnes. Ich hörte von einer Audition von J.D. Souther, der viele Songs von Linda Ronstadt oder den Eagles geschrieben hatte. Ich bekam den Job in seiner Band und durch ihn auch Engagements bei Jackson Browne oder Linda Ronstadt. Als sich die Eagles trennten, bekam ich die Möglichkeit auf den ersten beiden Soloalben von Glenn Frey zu spielen und mit ihm auf Tour zu gehen. Als ich mit ihm auf Tour war, hörte er einen meiner selbst geschriebenen Songs und fragte mich nach dem Produzenten. Ich sagte ihm dann, dass ich den Song selber produziert hatte. Er erzählte mir von einem Freund, der einen Produzenten für sein nächstes Album suchte. Es stellte sich heraus, dass dieser Freund Timothy B. Schmit, der Bassist der Eagles war. Das Album hieß „Playin It Cool“ und es spielten so bekannte Größen wie Steve Lukather, Jeff Porcaro und David Paich von Toto, Timothy’s ehemalige Bandkollegen Joe Walsh und Don Henley, neben Rita Coolidge und vielen anderen. Neben meiner Arbeit als Produzent spielte ich auch Gitarre und Bass bei einigen Songs und schrieb auch den Song „Lonely Girl“. Am Titelsong war ich ebenfalls beteiligt. Das war damals eine große Sache für meine erste Produktion. Ich war damals erst Ende zwanzig und einige fragten. Wer ist der Junge? Und Timothy sagte – das ist mein Produzent, von ihm werdet ihr noch hören.
Zu dieser Zeit tourte ich mit Kim Carnes für drei Jahre und mit Jimmy Buffet etwa sechs Jahre. Im Anschluss war ich müde vom touren und wollte mich mehr auf das produzieren verlegen. Wie Jimmy Ed Norman nach Nashville zog, folgte ich ihm dorthin. Ich musste dort aber zuerst als Studiomusiker arbeiten, bevor ich Jobs als Produzent bekam. Meine erste Arbeit als Produzent in Nashville war 1987 „Hold On“ der Nitty Gritty Dirt Band. Dieses Album verschaffte mir mit dem Song „Baby’s Got A Hold On Me“ meine erste Nummer eins als Produzent. Auch der Song „Fishing In The Dark“ ist auf dem Album enthalten. Wenn wir diesen Song mit High South hier bei euch live performen, merken wir, dass dieser Song auch in Europa recht bekannt ist. Dieser Erfolg öffnete mir die Tür zu anderen Produktionen. So arbeitete ich mit Alabama, die in den USA wirklich groß waren und von jeder Veröffentlichung an die zwei Millionen Platten verkauften. Ich produzierte dreizehn Singles der Band, elf davon erreichten die Nummer eins in den Charts. Ich produzierte auch Alben von Lynyrd Skynyrd und Bad Company. In der Zeit begann ich auch vermehrt für andere Musiker zu schreiben.
Aus privaten Gründen hörte ich aber dann für etwa sieben Jahre auf als Produzent zu arbeiten. Meine erste Produktion nach dieser Pause war eine kanadische Band namens Emerson Drive, die in Kanada und in Staaten auch sehr erfolgreich war. Durch Phönix Mendoza kam ich schlussendlich zu High South.“
X-ACT: Über die Jahre hast du viele unterschiedliche Bands produziert. Drücktest du diesen Produktionen deinen Stempel auf?
Josh: „Das erste was ich mache, ist es, die Band zu fragen, was für ein Album sie machen möchten. Ich denke, mein Job als Produzent ist es, das beste Album für die Band zu machen. Die Band muss glücklich mit dem Ergebnis sein. Ich kann aus meiner jahrelangen Erfahrung schöpfen, und der Band helfen, das Beste aus ihren Songs zu machen. Einige Produzenten sagen, das ist mein Stil, wenn die Band mich als Produzenten möchte, dann bekommt sie auch ein Album, welches nach mir klingt. Ich habe selber als Musiker, als Songwriter und als Produzent gearbeitet und meine zu wissen, was für den Künstler wichtig ist. Wenn mein Job als Produzent erledigt ist, übernehme ich den Auftrag eines anderen Künstlers. Der Künstler selber aber muss mit dem Album leben und touren und mit den Songs glücklich sein, bis er das nächste aufnimmt. Ich habe da kein ausgeprägtes Ego, wenn es darum geht für andere Musiker oder Bands ein Album aufzunehmen. Ich könnte auch mein eigenes Album aufnehmen. Ich bin kein sehr guter Sänger, aber ich könnte es und habe es auch bereits getan. Es war allerdings kein großer Erfolg.
Die Musiker haben meist eine genaue Vorstellung davon, was sie wollen. Und wenn es nicht so ist, helfe ich und frage sie, wollt ihr klingen wie das oder wie dies. Das Ergebnis kann dann sein, dass dem Künstler der Drumsound eines Albums gefällt, der Mix eines anderen usw. Ich gehe dann her und verbinde diese Vorstellungen.“
X-ACT: Du hast über die Jahre auch sehr viele Songs geschrieben. Bietest du die Songs verschiedenen Künstlern an, oder weißt du bereits beim Schreiben, für wen du den Song schreibst?
Josh: „Meistens werde ich von den Bands gefragt, die ich produziere, ob ich mich auch am Songwriting beteiligen kann. Das heißt, bei den meisten Songs weiß ich genau, für welche Band und auch für welches Album meine Songs verwendet werden. Bei High South war ich bei den meisten Songs am Songwriting beteiligt.“
X-ACT: Was glaubst du, wie hast du dich als Produzent über die Jahre hinweg verändert?
Josh: „Wie ich als Produzent begann, hatte ich das Gefühl, der Produzent hat oft das letzte Wort bei einer Plattenproduktion. Das gefällt mir und das nicht. Und des öfteren machte ich das, von dem ich der Überzeugung war, dass es gut ist. Jetzt probiere ich vielmehr, auf die Bedürfnisse und Vorstellungen des Künstlers zu hören. Einige meiner Lieblingsproduzenten wie George Martin, Phil Ramone setzten sich sehr intensiv damit auseinander, was der Künstler wollte oder mit der Produktion beabsichtigte.
Es ist auch so, dass das Resultat der Arbeit um vieles besser ist, wenn der Künstler von dem überzeugt ist, was er macht. Und schlussendlich gefällt es dem Musikfan, wenn er merkt, der Musiker steht hinter seinem Song und identifiziert sich damit.“
X-ACT: Wie hat sich in deinen Augen das Musikbusiness für Produzenten verändert? Von Vinyl über die Compact Disc bis hin zu Downloads und Streaming?
Josh: „Für den Produzenten bedeutet diese Entwicklung in erster Linie weniger Geld, aber auch für die Musiker ist es schwieriger geworden. Streaming und Downloads sind sehr neu, es gibt noch viel zu wenig Regulative oder Regeln. Und in meinen Augen bezahlen die größten Streaming-Dienste die geringsten Beträge. Es gibt zwar jetzt Tendenzen, dass sich die Zahlungen der großen Dienste zu Gunsten der Künstler etwas erhöhen, aber das ist ein langwieriger Prozess. Heutzutage sind die Bands und Künstler im Vorteil, die viel live spielen und den unmittelbaren Kontakt zu ihren Fans suchen. Mit den Liveshows gelingt es den wirklich guten Musikern auch ihre Fans auf Jahre zu binden.“
X-ACT: Gibt es gegenwärtig Künstler die du gerne produzieren würdest?
Josh: „Chris Stapleton. Aber der braucht keinen Produzenten, der macht das selber. (lacht).“
X-ACT: Zum Abschluss noch eine Frage. High South waren schon des öfteren hier bei uns auf Tour. Viele andere amerikanische Künstler touren aber nur in Amerika und Australien, warum ist das so. Ist das europäische Country-Publikum nicht interessant genug?
Josh: „Das europäische Publikum wäre für die Bands sicher sehr interessant, weil in meinen Augen, die Fans in Europa viel aufgeschlossener gegenüber neuer Musik sind. Aber auf der einen Seite haben die amerikanischen Countrymusiker und Bands in Amerika Erfolg und damit schon ein sehr großes Gebiet, dass sie mit ihren Liveauftritten abdecken müssen. Und zum zweiten kostet es den großen Countrystars sehr viel Geld, ihre gesamte Produktion inklusive PA und Crew nach Europa zu bringen.“
X-ACT: Hast du zur Zeit noch neben High South weitere Projekte?
Josh: „Ja, – Love And Theft ist ein amerikanisches Duo, das im September nach Europa kommen wird. Dann Casey Donahue, ein Songwriter, der vor allem in Texas erfolgreich ist. Und zu guter Letzt arbeite ich zur Zeit noch mit Drew Baldridge, dessen Musik eher in Richtung Pop/Country geht.“
X-ACT: Im Sommer, wenn High South wieder Konzerte in Europa geben, bist du aber wieder live dabei…
Josh: „Ja, natürlich, hoffe wir sehen uns wieder, wenn High South im Rahmen des New Orleans Festivals in Innsbruck spielen.“
X-ACT: Gerne, und bis dahin alles Gute.
Interview by MICHAEL STECHER