Der Tiroler Gitarrist, Komponist und Texter Kurt Kern hat die beiden brasilianischen Musiker Gus Monsanto (Vocals, Gitarre, Arrangement) und Celo Oliveira (Bass, Gitarre, Keyboards, Drums, Mixing, Mastering) um sich geschart, die Band THE YELL getauft und gemeinsam haben sie 12 Songs für das Album „Recovery“ aufgenommen, welches nun erschienen ist. Die Liebe zur Rockmusik überwindet scheinbar locker ein paar tausend Kilometer und so haben die drei Protagonisten kontinentübergreifend zusammengefunden. Eigentlich allein schon eine längere Story wert. Aber widmen wir uns erst mal dem neuen Album!
Der Opening Track bzw. Titelsong „The Yell“ baut sich langsam auf, Keyboards, Vocals, dann ein Chor und irgendwann eine lässige Gitarre… keine Frage, hier wurde das klassische Intro neu erfunden und für mich ist schon jetzt klar: diese Jungs haben Ideen und der Leadsänger singt sowas von geil! Der zweite Song – „Feelgood“ – ist dann ein Losgehrocker der feineren Sorte, die Gitarren bolzen schwer und der Sänger singt wieder mal unglaublich! „Borderline“ geht nicht minder ab, allerdings ist der Song fetziger ausgefallen. Das fette Riff zum stampfenden Rhythmus im Chorus hat was! Da geht die Post aber ordentlich ab! Ein lässiges Gitarrensolo macht auch gleich Lust auf mehr! „Dare To Rebel“ schaltet dann erst mal einen Gang zurück. Weiss aber nicht minder zu gefallen. Besonders die harmony vocals sind astrein gesungen. Hut ab! Der Song an sich groovt sich in bester Whitesnake-Manier ab. Und das Solo einmal mehr feinste Sahne! Und dann Orgeltöne, balladesker Groove und sanfte Vocals. Endlich die Ballade, auf die ich gehofft hatte, denn hier hört man die erstklassige Stimme des Sängers Gus Monsanto am besten. Eine schöne Ballade, die immer mehr funkige Elemente aufnimmt, schon fast in einen Reggae-Groove fällt und einfach zu gefallen weiss, gerade weil das Arrangement sowas von anders ist! „Mother“ ist dann wieder frecher, kommt rotzig aus den Boxen und ist ein Lehrstück hinsichtlich Melodic-Rock. Dagegen fällt dann „Ordinary Girl“ etwas ab. Hier ist der erste schwächere Song, was aber nicht weiter ins Gewicht fällt, denn mit „You’re My Woman“ haben sie dafür dann einen ordentlichen Midtempo-Kracher anzubieten. Geiler Groove, toller Song… da passt wieder alles!
Mit „Madness“ haben sie dann einen etwas moderner arrangierten Song, der interessante Elemente bringt und durch und durch überzeugt. Besonders der psychedelisch spannende Mittelteil hat was! Und dann immer dieser signifikante Refrain, der einfach hängen bleibt. „Eye Of The Needle“ ist ebenfalls interessant arrangiert und einer der eigenständigeren Songs, hier wird sogar punkto Gitarrensound experimentiert und der Chorus ist einfach der Hammer. Ein Fretless-Bass eröffnet den Song „Judgement Day“, Gus singt superb und der Song baut sich zu einer Hymne auf und explodiert im Chorus. So muss Melodic Rock! Heilige Scheisse, – normal kommen derartige Produktionen nur aus den USA, Schweden, England oder sonstwo her, aber aus Österreich habe ich derartiges bislang nur sehr selten gehört. Leider. Der letzte Song hört dann auf den Namen „Where Are All The Heroes“ und ist eine Rock’n’Roll-Nummer, wie es schon hunderttausende gibt. Ein klischeebehafteter Song, zwar lieb gemeint, aber irgendwie abgelutscht und tausendmal gehört. Unterm Strich überwiegen aber die sehr guten Songs, die Arrangements sind durchwegs sehr gut, Abwechslungsreichtum und solides Handwerk zeichnen dieses Album aus und der Sänger Gus Monsanto singt phänomenal, dass es eine wahre Freude ist! Textlich bewegen wir uns bei den Songs des Albums „Recovery“ im Spannungsfeld zwischen sozialkritischen Themen und Weltverbesserungs-Theorien. Nicht wirklich schlecht, sicher mit Herz und Hirn gemacht, aber das habe ich alles schon mal besser aufbereitet gehört, speziell von z.B. Manic Street Preachers oder den Urgesteinen Pink Floyd. Hier ist den Protagonisten von The Yell aber dennoch ein wirklich gutes Album gelungen, das irgendwo zwischen Melodic Rock und Hard Rock angesiedelt ist und internationale Vergleiche absolut nicht zu scheuen braucht. Klar, diese Low Budget-Produktion klingt halt nicht wie Whitesnake oder White Lion oder Uriah Heep, dazu hatten die Jungs wahrscheinlich nicht das nötige Kleingeld, – aber es klingt anständig und die Kompositionen sind durchdacht und durchwachsen, sind sehr gereift und der eine oder andere Song hat durchaus Hitpotential! Very well done! Da kann man nur hoffen, dass man von Kurt Kern und seinen The Yell noch mehr hören wird!
Rating: 8 von 10 Punkten!
CD-Review by TOM PROLL
Weblinks: Offizielle Homepage, Facebook, Gus Monsanto Facebook