Swanmay ist eine Stoner-Band aus der Stahlstadt Linz/Donau. Und ihre „Eigenbeschreibung“ auf ihrer Facebook-Seite möchte ich euch auf gar keinen Fall enthalten: „Um das stahlstädtische Trio treffend zu beschreiben, müsste man nur eine Flasche Jack Daniels auf ex kübeln und – nach einem schallenden Rülpser – Lemmy vorsätzlich falsch zitieren: „Stoned dead forever“. Es muss nicht Death Valley sein, auch die Voest scheint nach Dienstschluß an einer Variante des De Lorean gesessen zu sein, der zwar nicht mit aus einem Atomreaktor gespeisten 1,21 Gigawatt, dafür aber mit ordentlich Schwammerl Marke Eigenbau und Sand im Getriebe ins Nirwana fuzzt und es sich schließlich irgendwo zwischen Kaktus und Rinderknochen gemütlich macht. Verstärker-Wände, Gitarren aus Aluminium und ein Arsenal an Fuzz-Pedalen. Dies ist das Erfolgsrezept von Swanmay’s bassmächtigem und überverzerrtem Heavy-Stoner-Sound. Nach über 50 Konzerten und einer restlos ausverkauften EP, erscheint ihre Debut-LP „STONER CIRCUS“ am 20.4.2017 via Independent Audio Management. „Manege frei“ – der Zirkus ist eröffnet! Kommen und lauschen sie den übernatürlich verzerrten Klängen von Soundillusionist Patrick. Bewundern sie die Drummstick- Tricks von Akrobat Rob und tauchen sie in die Tiefen der Bass-Sphäre mit Low-End-Magier Chris. Kinder unter 18 Jahren müssen leider draußen bleiben, denn hier qualmt nicht-jugendfreier Smoke aus den Boxen. Nach ihrer erfolgreichen ersten EP „Metronome“, Touren durch ganz Europa und Auftritten mit Szenegrößen wie The Atomic Bitchwax, My Sleeping Karma, Ufomammut uvm., liefern die drei Oberösterreicher mit ihrer Debut-LP „Stoner Circus“ den Soundtrack für alle Anhänger der 420-Bewegung. „Swanmay reiht sich dabei nahtlos in die Riege an Bands ein, die dem Stoner-Rock ein kleines Revival bescheren. Stoner Doom par excellence“ – meint etwa „subtext.at“. Anders als manche Genrekollegen bedienen sich Swanmay weniger aus dem psychedelischen Bereich, sondern fokussieren sich darauf, ein Fuzz-Gewitter zu erzeugen. Sie mischen die besten Elemente von Doom, Stoner und Grunge zusammen und kreieren eine Symbiose, welche sich am besten als Heavy-Stoner-Rock bezeichnen lässt. Durch ihre Liebe zu Sound und Technik schufen die Fuzz-Geeks einen massiven Bühnensound, welchen sie digitalisierten und dabei bewusst auf eine sterile, gesäuberte Aufnahme verzichteten. Swanmay: „Stoner Circus“ ist brachial, dreckig, stoned und ist eines dieser Alben, welches Soundfetischisten als auch Stoner-Freunde gleichermaßen ein Lächeln ins Gesicht zaubern wird.„
Na bitte, das klingt ja schon mal sehr interessant und macht auch felsenfest klar, dass die jungen Linzer sowas von weggesprengt sind, dass man dahinter durchaus einen Berg Gras vermuten könnte, den die Boys bis dato weggeraucht haben. Auf jeden Fall haben sie mit ihrem Cover-Artwork die erste Bleistiftzeichnung seit 40, oder 50 Jahren gebracht… und allein das ist schon ein Statement auf ihre retro-/brachial-/kiffer-mentalisierte Andersartigkeit! Und wer sind diese Freaks des apokalyptischen Fuzzes? Nun, Patrick Alvaro (Fuzz & Vox), Chri Zao (Low End & Art), sowie Rob H.Anus (Drums & Vox). Schon das Intro „Stoner Circus“ ist entgegen aller Vermutungen recht brav und klassisch ausgefallen. Also zumindest, bis die brachialen Fuzz-Gitarren einsetzen, um ihrem selbstauferlegtem Image nur ja gerecht zu werden. „Sylvan“ zeigt sie von ihrer Doom-igen Seite und geht gemächlich dahin, bis sie plötzlich im Mittelteil das Tempo erhöhen und nun im Stoner-Universum angekommen sind. Gegen Ende des Songs, drosselt man den Song wieder auf die Anfangsgeschwindigkeit. St. Vitus lassen grüssen. „Four, Two, Zero“ nagelt mächtig mit gnadenlos verzerrtem Bass-Sound und die Gitarren kommen Hendrix-ig. Der Sanges-Knilch singt erstaunlich gut und das ist schon mal die erste grosse Überraschung, hätte man doch Stoner-typisches Gekreische vermutet… Und es gibt – oh Wunder! – sowas ähnliches wie eine Songstruktur. Und ja, die Gitarre mutiert wieder zum Fuzz-Monster. Das tut sie bei „Lake On Fire“ gleich von Anfang an. Und auch dieser Song würde ebenso gut zu den Tirolern Mother’s Cake passen… Auf alle Fälle haben sie hier ein siebenminütiges Fuzz-Feuerwerk abgefackelt, ohne Kompromisse und mit einer gnadenlosen Härte, die auch dem eingangs zitierten Lemmy von Motörhead gefallen hätte. Im Mittelteil dann sowas wie ein Versuch, ein Gitarensolo zu spielen, was aber gnadenlos in die Hose geht. Also üben hätte der Gitarrist nicht im Recording Studio müssen, das hätte durchaus auch zuhause stattfinden können, – oder im Proberaum…
„So High / So Low“ betoniert wieder ohne Erbarmen. Hier haben sie mal ein wirklich geiles Riff am Start, die Vocals sind einmal mehr absolut geil und die Fuzz-Orgien haben diesmal sowas wie eine organisierte Struktur. Dann kommt die Instrumental-Nummer „Dopechild“, – vielleicht sogar ein Outing zu vorhin zitiertem Berg, den sie schon geraucht haben müssen? Eine Stoner-Hommage an all die rotzig frechen Bands da draussen, mit doomigen Anleihen und 70-ies-Appeal… Falls noch irgendwo da draussen Ex-Musiker der Kult-Kiffer-Band Sweet Smoke leben, dann werden die diesen Song lieben! Die solistische Gitarren-Arbeit ist hier wesentlich geglückter. Also er kann’s ja! Der Fuzz-Bass kommt auch lässig. Das gilt auch gleich für den nächsten Song „Dharma“. Dieser Track entwickelt sich mit seinem stampfenden Beat zu einem fetzigen Song. Hier haben sie bislang die meisten Heavy Metal-Anteile verbraten. Geiler Track allemal! Bei „Padawan“ wird es dafür psychedelisch und hier merkt man schon sehr, dass Swanmay starken Gefallen an Mother’s Cake finden. Sie fischen aber nur in ähnlichen Gewässern und kupfern nicht ab. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass Swanmay die besseren Mother’s Cake sind! Auch hier spielen alle drei Protagonisten auf den Punkt und haben im Endeffekt eine saucoole Nummer fabriziert. Mit dem sechsminütigen „Shiva“ geht’s wieder vermehrt in Richtung Doom. Aber auch hier sind wieder Stoner- und Psychedelic-Einflüsse hörbar. Es ist schon eine lässige Nummer, die sie uns da zum Abschluss kredenzen, – besonders der instrumentale Part weiss zu gefallen und erinnert stellenweise an die britischen kultigen Rock-Ikonen Budgie.
Tja, was soll man da sagen? Eine verrückte Truppe mit hohem Spassfaktor, einem speziellen Wiedererkennungswert und dem dementsprechend dazu notwendigen Vogel. Eine Witztruppe sind sie aber auf gar keinen Fall, man muss sie als Musiker und Künstler ernst nehmen, zumal in ihrem Segment einige Bands unterwegs sind, die fraglos die besseren Gigs haben und auch mehr verdienen, aber nicht an die Klasse dieser Linzer Rotzbuben herankommen! Swanmay sind aber auch eine noch nicht ganz gereifte Band, da kommt sicher noch Ausgereifteres und Ausgetüftelteres auf uns zu. Zum Teil sind die Kompositionen noch zu skelettiert, was wiederum aber auch gewollt sein kann… Wie dem auch sei, ihre erste Longplay CD „Stoner Circus“ ist ein starkes Lebenszeichen mit Ausrufezeichen!
Rating: 7 von 10 Punkten!
CD-Review by TOM PROLL
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