DAVID GILMOUR – Live am Stuttgarter Schlossplatz (Live-Review)

Dieses Konzert fand ja schon am 14.7.2016 statt, gesundheitliche Gründe hielten mich leider davon ab, das Live-Review früher zu schreiben und online zu stellen. Da es aber so hervorragend war und einer der Anwärter auf das „Konzert des Jahres“ ist, kommt es halt ein bisschen später online. Here we go!

Mit seiner Jahrhundertband Pink Floyd spielte David Gilmour zuletzt am 25. Juni 1989 in Stuttgart. Damals allerdings vor über 50.000 Besuchern im Neckarstadion. 2016 kehrte er im Rahmen seiner „Rattle That Lock World Tour 2016“ als Solo-Künstler in die Hauptstadt Baden-Württembergs zurück und mit im Gepäck nicht nur Songs des neuen Albums, sondern auch jede Menge Pink Floyd-Songs! 6.000 Besucher kamen zum Konzert auf den edlen Schlossplatz inmitten der Stadt Stuttgart und damit war das Konzert ausverkauft. Gilmour hat mit Sicherheit auf dieser Tour vor weit mehr Leuten pro Abend gespielt, aber das besondere Ambiente und fast schon „Clubatmosphäre“ machten diesen Auftritt zu einem besonderen Erlebnis! David Gilmour spielte wieder „The Great Gig In The Sky“ und „One Of These Days“, die bei anderen Konzerten dieser Tour ausgelassen wurden, dafür mussten die Stuttgarter Konzertbesucher leider auf „Us And Them“ verzichten…

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Der Einlass in das top-organisierte Festival war schon um 17:00 Uhr und angesichts des grossen Vor-Arreals mit Merchandising-Ständen, Verpflegungsstände usw., war schon vor dem Konzert eine tolle Stimmung. Eine Heerschar an dedicated Fans, entweder mit Pink Floyd T-Shirts oder David Gilmour-Shirts machten schon im Vorfeld klar, um was es heute geht. Und zahlreiche Fans reisen ihrem Star hinterher, – so lernte ich z.B. Ungarn kennen, die mit T-Shirts vom zuvor stattgfundenen „Pompeji-Konzert“ von den Wiener Konzerten vor dem Schloss Schönbrunn schwärmten und dem Stuttgarter Gig entgegenfieberten. Was für eine Stimmung, was für eine Atmosphäre! Nach einem heissen Sommertag zogen kurz vor 20:00 Uhr Wolken auf, doch das Wetter hielt das ganze Konzert über! Dafür wurde der angekündigte Beginn von 20:00 Uhr auf fast 20:45 Uhr verschoben. Aber egal, die einsetzende Dunkelheit machte die Lichtshow effektiver und schliesslich thronte noch der Mond – wie bestellt – über dem Schloss Stuttgart.

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Das Konzert begann mit „Five A.M.“ vom neuen Album „Rattle That Lock“. Ein wunderschöner Einstieg, dem der Titeltrack „Rattle That Lock“ folgte. Das Licht immer schön zu den Songs passend und auf der riesigen, runden Leinwand sah man grösstenteils nur David Gilmour’s Hände, die in jeder Sekunde seiner Gitarre Melodiebögen entlockten, wie man sie sanfter fast nicht spielen kann! Der 70-jährige Meister zog alle Register seines Könnens und demonstrierte eine wahre Spielfreude! Der dritte Song „Faces Of Stone“ stammte ebenfalls vom neue Album und erntete ebenso tosenden Applaus wie übrigens alle Stücke des Abends. Mit „What Do You Want From Me?“ spielte er einen Song vom Pink Floyd-Album „The Division Bell“ (1994) und der Applaus wurde deutlich lauter. Und dann der erste Song von seinem Solo-Album „On An Island“ (2006), „The Blue“, einmal mehr ein Song, der unter die Haut ging! Mit „The Great Gig In The Sky“ vom Jahrhundertalbum „The Dark Side Of The Moon“ (1973) spielte er einen Song, den er auf der laufenden Tour eher seltener gespielt hat. Klarerweise war das Stuttgarter Publikum verzückt, obwohl hier die gesanglichen Leistungen an frühere Darbietungen nicht mal ansatzweise herankamen. Aber den Leuten hat’s trotzdem gefallen. Nach „The Great Gig In The Sky“ sprach er erstmals zum Publikum: „Vielen Dank! Thank you very much indeed. Guten Abend. Not sure I quite call this Jazz, but hey, it will do for now. That was a song written by Rick Wright our lovely old keyboard player, who died a few years ago, what is very sadly. We liked to do a song of his. It is a bit of a tribute. Now we gonna play a song about him. Written by me and my lovely wife Polly. This is called „A Boat Lies Waiting“. Dann folgte der angekündigte Song, der ebenfalls vom neuen Album stammt.

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Ein Aufschrei ertönte, als die ersten Akkorde von „Wish You Were Here“ erklangen. Der Titeltrack vom gleichnamigen Pink Floyd-Album von 1975 gehört mit Sicherheit zu den bekanntesten Floyd-Songs ever und beglückte das Publikum zur hörbar vollsten Zufriedenheit, lautstark sangen alle mit. Dann kam mit „Money“ wieder ein Song von „Dark Side“, wo der instrumentale Mittelteil sehr session-artig ausfiel, die Spielfreude aller Musiker wohlfallend demonstrierte. „In Any Tongue“ vom neuen Album und „High Hopes“ von „The Division Bell“ beendeten das erste Set. David Gilmour kündigte danach eine kleine Pause an, die aber dann fast eine halbe Stunde dauerte. Aber das fiel nicht ins Gewicht, denn das geile Angebot der Gastronomie lockte allzusehr und viele Konzertbesucher deckten sich noch mit Programmheften, signierten Postern, T-Shirts und sonstigen Erinnerungsstücken aus dem Hause Gilmour ein. Zu dem wahrhaft grossen Angebot an Fan-Devotionalien gab es noch einige Limited Edition-Posters auf das Stuttgarter Konzert bezogen. Somit wurde die Pause wesentlich kurzweiliger als gedacht.

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Das zweite Set begann dann mit „One Of These Days“, einem Song, den er neu ins Programm genommen hatte. Der instrumentale Überhit vom Pink Floyd-Album „Meddle“ (1971), wurde erst vor kurzem zum „ersten Techno-Song aller Zeiten“ „gekürt“, was absoluter Schwachsinn und eine zweifelhafte Ehre ist… Jedenfalls spielten sie den Song in einer frischen Version und etwas schneller als das Original. Auch hier improvisierten sie im Mittelteil, was der Neuversion hörbar gut tat! Und dann folgte mit Shine On You Crazy Diamond“ vom „Wish You Were Here“-Abum ein weiterer Klassiker und das Publikum war schwerstens aus dem Häuschen! Der nächste Song war dann „Fat Old Sun“ vom Floyd-Album „Atom Heart Mother“ (1970), welcher im Finale wesentlich rockiger als das seinerzeitige Original aus den Boxen dröhnte und mit einem furiosen End-Solo aufwartete! „Coming Back To Life“ vom „Division Bell“-Album folgte, bevor er mit „On An Island“ den Titeltrack seines vorletzten Studio-Solo-Albums darbot. Alles in allem bis jetzt eine überaus ansprechende und vielfältige Songauswahl! Das Konzert fand ja im Rahmen von „Jazz Open Stuttgart“ statt und darum kündigte er das nächste Stück „The Girl In The Yellow Dress“ vom neuen Album etwas spezieller an. Egal, zum Song lief der Comic-Clip auf der Riesen-Leinwand und irgendwie passte der Song nicht in die Songauswahl, – war eher eine Anbiederung an das vermeintliche Jazz-Festival… Mit „Today“ spielte er noch einen Song vom neuen Album, womit mehr als die Hälfte vom neuen Album live gespielt wurden! Dann wurden die Laser aktiv und zauberten zum Floyd-Song „Sorrow“ vom Album „A Momentary Lapse Of Reason“ (1987) Laserflächen durch den Stuttgarter Nachthimmel und die Schwaden der Nebelmaschinen. Mit „Run Like Hell“ (von „The Wall“, 1979) endete das Konzert fulminant und mit der gigantischen Lasershow schon fast in Pink Floyd-igen Dimensionen! Die Leadvocals teilte sich David Gilmour mit dem langjährigen Floyd-Bassisten Guy Pratt, was sie auch schon früher so gemacht hatten. Absolut genial!

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Tobende Zugabe-Rufe, Applaus… dann ertönen Wecker, Uhren… das legendäre „Time“ vom „Dark Side“-Album läutete den Zugabenblock ein und nun stehen alle auf und feiern David Gilmour & Band ab, als gäbe es kein morgen! Keyboarder Greg Phillinganes (Toto, Michael Jackson, etc.) teilt sich hier die Leadvocals mit seinem Bandleader. Nach „Time“ folgt, wie auf dem Album auch, „Breathe (Reprise)“. Den Abschluss bildete, wie hätte es auch anders sein können, das legendäre Stück „Comfortably Numb“, ebenfalls von „The Wall“, mit seinem langen und endgeilen Gitarrensolo! Ganz klar, dass David Gilmour hier zeigte, wer der Meister der psychedelischen Legato-Gitarre ist! Aber nicht nur die Gitarre des Meisters erklang gewohnt überirdisch, auch die Band konnte sich hören lassen! An den Keyboards die Top-Besetzung mit Chuck Leavell (Allman Brothers) und Greg Phillinganes (Toto, Michael Jackson, etc.), den Bass bediente wie eh und je Guy Pratt, der auch schon mit Pink Floyd auf der Bühne stand und die Drums steuerte der Kalifornier Steve DiStanislao bei. Die zweite Gitarre spielte Chester Kamen und der Brasilianer João Mello spielte Saxophon, Klarinette und Gitarre. Für die Backing Vocals hatte er Louise Clare MarshallBryan Chambers und Lucy Jules mit auf Tour. Eine insgesamt grossartige Band mit erstklassigen Musikern und Musikerinnen, alles natürlich vom legendären Toningenieur Colin Norfield superb gemischt! Klar, dass das Konzert auch optisch einzigartig inszeniert war! Es können sich alle Menschen, die eines seiner Konzerte sahen, glücklich schätzen, denn man weiss ja nie, wie lange es ihn überhaupt noch freut, auf so ausgedehnte Tourneen zu gehen. David Gilmour ist nicht mehr der Jüngste und wenn es wirklich noch eine einzige letzte Tournee mit Pink Floyd und mit Erzfeind Roger Waters bestreiten sollte, was ja eh keiner mehr für möglich hält, aber… – tja, dann müsst ihr euch mit der Versöhnung ins Zeug legen, Jungs!

Live Review by TOM PROLL

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DAVID GILMOUR live in Stuttgart, Schlossplatz, 14.7.2016

„Rattle That Lock – World Tour – 2016″

Die Band:

  • David Gilmour (UK): Guitar, Vocals
  • Chester Kamen (UK): Guitar, Harmonica, Backing Vocals
  • Guy Pratt (UK): Bass, Backing Vocals, Lead-Vocals on „Run Like Hell“
  • Greg Phillinganes (USA): Keyboards, Lead-Vocals on „Time“
  • Chuck Leavell (USA): Keyboards, Lead-Vocals on „Comfortably Numb“
  • Steve DiStanislao (USA): Drums, Wind Machine, Backing Vocals
  • João Mello (BR): Saxophones, Clarinete, Guitar
  • Louise Clare Marshall (UK): Backing Vocals
  • Bryan Chambers (UK): Backing Vocals
  • Lucy Jules (UK): Backing Vocals

Erstes Set:

  • 01. „5 A.M.“ 2:55
  • 02. „Rattle That Lock“ 5:07
  • 03. „Faces Of Stone“ 5:58
  • 04. „What Do You Want From Me“ 4:26
  • 05. „The Blue“ 6:07
  • 06. „The Great Gig In The Sky“ 4:55
  • 07. „A Boat Lies Waiting“ 4:43
  • 08. „Wish You Were Here“ 4:58
  • 09. „Money“ 8:05
  • 10. „In Any Tongue“ 7:45
  • 11. „High Hopes“ 9:06

Zweites Set:

  • 12. „One Of These Days“ 6:38
  • 13. „Shine On You Crazy Diamond“ 12:11
  • 14. „Fat Old Sun“ 6:57
  • 15. „Coming Back To Life“ 6:58
  • 16. „On An Island“ 7:23
  • 17. „The Girl In The Yellow Dress“ 6:31
  • 18. „Today“ 7:20
  • 19. „Sorrow“ 11:00
  • 20. „Run Like Hell“ 7:10

Zugaben:

  • 21. „Time“ 5:40
  • 22. „Breathe (Reprise)“ 1:10
  • 23. „Comfortably Numb“ 8:21
Tom
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