Eine Band aus Wien, die sich einer Art Post Punk/New Punk-Rock mit Hardrock-Riffs und mehrstimmigen Vocals verschrieben hat. Man muss die CD öfter hören und den Jungs eine faire Chance geben, denn nur dann eröffnet sich deren kleines, aber feines Klang-Universum!
Ok, tontechnisch hätten sie fraglos einen besseren Sound verdient, zu gut sind die Kompositionen. Aber vielleicht sollte das ja so dreckig und erdig klingen? Gut, gleich beim ersten Song „Hard To Please“ mit verstimmten Gitarren einzusteigen ist krass, aber auch hier bin ich mir nicht scher, ob das nicht Teil ihres Konzepts ist. Das Main-Riff jedenfalls stammt aus der selben Küche, in der auch Green Day ihre Süppchen kochen. An sich eine recht einfache, rifflastige Nummer, nix Besonderes, aber auch nicht schlecht. Was das Ganze aber herausreisst sind die lässigen Chöre und die zugehörigen Melodien. Tja, es will und will kein Verriss werden… „After The Rain“ fängt irgendwie an wie eine Folkballade, das Schlagzeug klingt wie in einem Nebenraum aufgenommen. Waschküche? Lieber Tontechniker, ich bin ein Befürworter der Prügelstrafe für eure Zunft. Aber das Gitarrensolo kommt so schön unbeschwert daher, klar virtuos ist was anderes, aber es passt zum Song. Vocals und Refrain wiedermal super! „Dance The Night Away“ bietet dann ein typisches 3-Akkorde-Riff, aber AC/DC konnten am Anfang auch nicht mehr. Einfachste Songstrukturen, das Keyboard kommt mit nur einem Ton (!) aus. Man würde jetzt gerne einen Verriss starten… geht nicht, zu sympathisch und ehrlich kommt das Ganze rüber, ist – eh klar – super gesungen und tut nicht weh. „Children Of The Street“ ist dann eine Ballade, einmal mehr verstimmte Gitarren, der Tontechniker wahrscheinlich schwerstens „terrisch“, aber das Verse-Riff ist fett und der Song – mittlerweile eine gewaschene Rockballade – super gesungen, lässige Chöre obligat. Dafür holprige Breaks, timingmässig schwimmt der ansonsten tighte Schlagzeuger… aber auch dieser Song hat was, man kann diesen Jungs einfach nicht böse sein. Cooler Mittelteil und ein bemühtes Wah Wah-Solo, nicht der ganz grosse Wurf aber in sich stimmig.
„The Ballad Of A Soldier Boy“ ist eine mit Akustikgitarren beginnende Ballade mit anspruchsvollem Text, brav gezupft, dafür hat der Keyboarder Sounds verwendet, die schon 1977 aus der Mode waren. Kann aber sein, dass Buncha Rascals das so wollen… Retro-Freaks? Oha! Kein Keyboard! Ein Streicher-Trio „vergeigt“ diesen seltsamen Sound. Heijeijei! Jetzt kommt der Verriss… – nicht!, denn die Vocals sind wirklich amtlich, die Komposition an sich fast schon Beatles-verdächtig, und das meine ich durchaus als Kompliment! Darfs ein bisschen mehr sein? OK, 3-Akkord Riff bei „On Fire“ a la Ramones oder Rolling Stones, nur dreckiger, dazu ein fetter Bläser-Satz, der im Gegensatz zu den Streichern seinen Einsatz geübt hat! Das Gitarrensolo könnte auch von Keith Richards sein, – und wenn der als Kultgitarrist gilt, dann darf man diesen Gitarristen auch nicht zu hart rannehmen. Immerhin klingts ja auch geil! Und dann ein netter Song a la R.E.M., super gesungen! Dieser David Hable weiss genau, was er tut! „Evening Train“ ist sogar ein bissl hitverdächtig! Dafür fängt der nächste Song „Wasted Time“ fast wie ein Flamenco an, entpuppt sich aber zu einer groovigen Nummer mit oberlässigem Gesang! Ist nicht schlecht gespielt und sowieso cool gesungen, dann wieder dieses seltsame „Flamenco-Break“, aber toller Chrous und dann ein Gitarrensolo mit orientalischen Tonfolgen und zum Glück nochmal der Chorus, der alles wieder gut macht. Wir kommen zur letzten Nummer und „Someone To Call“ beginnt schon mal geil, hat eine schöne Akkordabfolge, einen saugeilen Refrain, der auch noch amtlich mehrstimmig gesungen ist! Insgesamt wahrscheinlich die beste Nummer des Albums und ein Song, der nicht ungehört verhallen sollte! Wer die Eagles – ja!, richtig gelesen! – mag, wird diesen Song lieben! Die beste Nummer! Mit Abstand!
Ein Blick ins Booklet verrät dann, dass der Schlagzeuger Florian Hartl die Musik und die Texte geschrieben hat, wahrscheinlich auch noch arrangiert, aber zumindest produziert und gemischt. Ach ja, die beste Akustikgitarre, nämlich das super getimte Gezupfe bei „The Ballad Of A Soldier Boy“ stammt auch von ihm! Kreatives Kerlchen aber auch! Die amtlichen Leadvocals steuerte David Hable bei und Daniele Bianchi soliden Bass und backing Vocals. Die beiden Gitarristen, die sich scheinbar ein kaputtes Stimmgerät teilen, sind Bernhard Gradl und Christoph Samek. Aber wie gesagt, auch Keith Richard’s Genudel finden manche kultig. Und sooo schlecht sind sie dann ja nun auch wieder nicht. Auf jeden Fall eine CD, die man sich mehrmals anhören muss, der man eine faire Chance geben muss. Die Jungs haben was, die Songs sind sehr gut, die Refrains sowieso. Wäre das Ganze jetzt noch einen Zacken besser eingespielt worden und hätte man sich bei Aufnahme und Mix doch noch zwei, drei Monate mehr Zeit gegönnt, dann wäre das ein richtig sehr gutes Album geworden! So gibts halt ein paar Abstriche, was aber nicht heisst, dass sich Buncha Rascals nicht steigern können. Das ist das erste Album und – hey! – gebt ihnen die Chance! Die werden vielleicht mal richtig supergut und vielleicht sogar berühmt! Punkto Songwriting und Vocals kann ich mir das lebaft vorstellen!
Rating: 6 von 10 Punkten.
Review by TOM PROLL
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