Manuel Normal: Oberösterreicher, Wunderwuzzi, Tausendsassa, Dialektrocker, Multiinstrumentalist, Sänger, Alleskönner, Komponist, Texter… ein Multitalent, wie es im Buche steht! Zahlreiche Veröffentlichungen gehen bereits auf sein Konto und mittlerweile ist er aus dem „Geheimtipp-Stadium“ längst entwachsen. Sein mit Spannung erwartetes neues Album „Normal is des ned“ kommt im schicken Digi-Pack mit minimalistischem Design und wurde von ihm fast im Alleingang eingespielt, auf ein paar Songs dürfen auch seine Livemusiker Jochen Reidinger (Drums, Vocals), Ingo Eder (Bass, Vocals) und Stefan Lindenbauer (Guitar, Vocals) Beiträge leisten und dann und wann verirrten sich auch Gastmusiker/innen in sein Studio, denn aufgenommen und gemischt hat er auch alles selber.
Das Album startet mit „Virgin“, ein minimalistisch bluesiger Song mit Lebensweisheiten rund ums Häuslbauen und der Erkenntnis seiner Mama „Kolerika san gacka“… Beim nächsten Song „Hirn“bekommen die Politiker ihr Fett weg und seinem Ratschlag „es is gscheida, waunn ma Hirn vateun“ kann ich nur beipflichten. Song Nummer 3 trägt den genialen Titel „Gebrüder Krim“ und rechnet gleich mal mit Putin, Obama, NSA usw. ab. Der Song an sich flattert luftig aus den Boxen, nur die hölzernen Reime und die diesmal nicht ganz gelungenen Wortspiele verursachen Knöpfe in den Gehirnwindungen, obwohl die Aussage ja an sich treffend und genial wäre… Rockig wirds dann mit „Blue Jeans“, wo Manuel „a Fiabablosn“ von „ihr“ möchte, weil sie „so geil ist“… Naja. „Komisch“ klingt wie ein Song von Attwenger, die Reime kommen wesentlich intelligenter daher und hier blitzt das Textgenie des Herrn Normal wieder auf! „Glick“ wurde dann von der gesamten Band eingespielt und das tut hörbar gut. Auch diesmal textete er auf den Punkt! Mit „Früha“ kommt dann ein rockiger Song mit tollem Groove und einem eher mässigen Text, das kann er besser… „Herz“ ist dann ein Song, der mit Doors-ähnlichem Feeling daherkommt und sich zu einem flotten Rocker entwickelt. Besungen wird dabei das ewige Mysterium „Liebe“, er verteilt dabei die Message: „In meiner Optimistenkistn liegt a Listn, trog di bitte ein, weil dei Herz bricht nämli ned glei“. OK, grundsätzlich nicht schlecht gemacht, steil gesungen und instrumental atmosphärisch dicht.„Siemazwanzg“ wiedermal im Attwenger-Style, vielleicht steht er ja auf die ebenfalls aus Oberösterreich stammende Minimalisten-Kombo. Ein weiterer Song im Alleingang, nervöse Gitarren und textlich grösstenteils im Geniebereich, der Rest ist eindeutig Wahnsinn. „Wos Wertvolles“ – der Name ist Programm, weil dieser Song vereint seine geniale Textkunst mit eindringendem Gesang, gefühlvoller Instrumentierung und einer Message, die unter die Haut geht. Der Refrain geht wunderbar auf wie ein Mühlviertler Germteig und dann räuspert er sich und meint „pfiat eich!“. Aber noch ist es zu früh für eine Verabschiedung, denn mit „Ansa Menü“ hat er dann noch den absolut besten Song des Albums parat. Hier stimmt einfach alles, musikalisch ein Hammer, fette Rockgitarren, geniale Chord Progression und ein absolut reifer Text! Was für ein Song! Wahrlich ein krönender Abschluss! …aber halt, wenn man ’s „ansa Menü“ bis zum Schluss hört, offenbart ein hidden track nochmal die gefühlvollere Seite des Herrn Normal. Ein grandioser Song, der eigentlich einen der vorhin genannten, etwas schwächelnden Tracks locker hätte ersetzen können…
Rating: 8 von 10 Punkten. Vorschusslorbeeren hatte der erfolgsverwöhnte Dialektrocker ja schon genug, jetzt ist das neue Album da und entspricht leider nur teilweise den überschwänglichen Vorfeld-Kritiken. Ich kann hier leider keinen neuen Goethe heraushören und auch der Literatur-Nobel-Preis ist in unerreichbar weiter Ferne, aber man kann dem Wirtshaus-Literaten und Hinterhof-Poeten Manuel Normal dennoch sehr viel abgewinnen, man spürt bei den meisten Songs seine Ehrlichkeit und Geradlinigkeit, auch wenn dann und wann holprige Reime und hölzerne Wortspiele der Pointe den Ohrgasmus versauen. Das kann er besser, viel besser! Musikalisch sind die Songs mit fremder Beteiligung um Klassen besser als seine One-man-plays-and-sings-everything-Egotrips. Vielleicht schon ein ernstgemeinter Tipp fürs nächste Album. Dann auch bitte mehr von Songs wie „Ansa Menü“, „Wos Wertvolles“ und dem sträflichst ver“hiddeten“ Track. Und: Attwenger spielen eh schon selber lang genug wie Attwenger. Die klipp und klare Kaufempfehlung muss an dieser Stelle uneingeschränkt ausgesprochen werden, weil man diesem Künstler und seinen Songs Gehör schenken sollte, denn so ehrlich erfrischend Freches mit tiefsinniger Wehmütigkeit und aufmümpfiger Rotzpipm-Message hat es aus Österreich schon sehr lange nicht mehr gegeben.
CD-Review by TOM PROLL