Gergana Popova & Zwielicht, eine herausragende und erfrischend andere Band aus Wien und schon das Info klingt sehr verheissungsvoll: „Zwielicht spielt Musik im New-Folk/Ethno-Stil in 14 verschiedenen Sprachen. Unser Repertoire hat sich im letzten Jahr aber auch sehr stark Richtung USA/Canada/UK geöffnet – also Singer/Songwriter-Style. Wir suchen und finden immer wieder traumhaft schöne Songs, von Interpreten die erstaunlich wenig bis gar nicht bekannt sind. Das lässt uns reichlich Spielraum für eigenständige Interpretationen und Arrangements, die unsere größte Stärke in den Mittelpunkt stellt, den vierstimmigen Gesang. Kurz gesagt: Auch wenn wir covern, sind wir sehr originell und frei von Vorbildern. Den bekannten Zwielicht Folklore-Pop gibt’s natürlich weiterhin – in mehr als ein Dutzend Sprachen – mit der bunten Vielfalt der unterschiedlichen Traditionen dieser vielen Welten! Zwielicht spielt und singt in Englisch, Italienisch, Bulgarisch, Spanisch, Deutsch, Italienisch, Serbisch, Französisch, Portugiesisch, Kreolisch, Russisch, Griechisch…“ Na das klingt ja schon mal hochinteressant. Und… – hält die vorliegende CD, was das Info verspricht?
Holla! Was haben wir denn da? Erfrischend groovt sich diese CD gleich mit der ersten Nummer „Gatekeeper“ weg, dass es eine wahre Freude ist! Gergana Popova singt brilliant und die Gitarrenarbeit von Simon Pernerstorfer und Jürgen Rottensteiner ist auch allererste Sahne! Rottensteiner brilliert auch an der Blues-Harp und insgesamt erinnert mich der Song an die späten 70er, als wir bei einer Grillparty an einem Baggersee aus dem Cassettenrekorder America oder Doobie Brothers hörten. Und das ist angesichts der traumhaften Chöre und der fein gesponnenen Akustikgitarren auch als Kompliment gemeint! Dann geht’s mit „Lo Bailao“ lateinamerikanisch zu Werke, auch hier singt Gergana astrein, die Burschen grooven sich lässig weg, speziell Bassist Erik Rysavy ist ein Groovemonster! Vokal wiedereinmal ein Lehrstück für mehrstimmigen Gesang. Die international besetzte Combo Zwielicht um ihre charismatische Sängerin Gergana Popova residiert in Wien und gehört eigentlich auf internationale Bühnen. Song Nr. 3 hört auf den Namen „Perpetrator“ und ist etwas souliger und bluesiger ausgefallen, vermischt Laidback-Groove mit Karibikanleihen und erinnert im positiven Sinne stark an Vaya Con Dios. Cooler Song mit tollen Chören! Unbeschwertes Sommer-Feeling a la Copa Cabana kommt im Song „Pensá Drêt“ auf, Jürgen Rottensteiner steuert hörenswerte Querflöten-Fills bei und vokaltechnisch ist der Song wieder einmal ein akustischer Leckerbissen! „Adia“ ist bereits der letzte Song dieser 5-Track-CD und bietet balladeske Töne, filigrane Flötentöne, sanfte Gitarrentöne und eine leidenschaftlich singende Gergana, ehe der Song an Fahrt aufnimmt und zum Duett Rottensteiner/Popova wird. Tolle vierstimmige Acapella-Einlage in der Mitte des Songs und ein Bilderbuch-Finale mit vokalen Ohrgasmen! Well done!
Fazit: Tolle EP dieser Wiener Formation, die sich stilistisch zwischen Latin-Grooves, Blues, Hippie-Music und Folk bewegt, aber fernab der ausgetretenen Pfade und mit Mut zu neuen Arrangements, speziell was die ausgeklügelten und schwierigen Vokalpassagen betrifft! Und die Chorsätze sind sowieso irgendwo zwischen Doobies, Eagles oder Jazz anzusiedeln! Einziger Wermutstropfen: Man würde von dieser tollen Formation gerne mehr hören! Bleibt die Hoffnung, dass es bald mal eine komplettes Album gibt!
Review by Tom Proll
Rating: 9 von 10 Punkten!
Line Up:
- Gergana Popova (Vocals)
- Jürgen Rottensteiner (Vocals, Guitar, Bluesharp, Flute, Kazoo)
- Simon Pernerstorfer (Vocals, Guitar)
- Erik Rysavy (Vocals, Bass)