BEYOND THE BLACK – „Songs Of Love And Death“ (CD-Review)

Tja, was soll man dazu sagen, – eine Band die gehypt wird, dass sich die Balken biegen, die eine herzergreifende Story über den märchenhaften Traum-Start der Band in Wacken auftischt (die auch durchaus zu Promotion-Zwecken erfunden sein kann…) und mittels TV-Werbung nochmals mega gepusht wird, – und auch EMP und ihre Plattenfirma Universal promoten das Album „Songs Of Love And Death“ wie irre…

Nun denn, global gesehen haben wir es hier mit einer female fronted Gothic/Operetten/Kauderwelsch-Metal-/Rock-Band zu tun, deren Eigendefinition „Symphonic-Metal“ lautet. Über die „Band“ Beyond The Black wurde schon geschrieben, dass sie „Schlager-Metal mit Frauengesang“ (Zitat von Andreas Schiffmann) machen und die meiner Meinung nach ein künstliches Produkt eines wiffen Produzenten sind, der hier eine Retorten-Band erschaffen hat, die radiotauglichen Pop-Metal macht, der sich in erster Linie sehr gut verkaufen soll. Gemessen an den Genre-Leadern The Gathering, Epica, Nightwish oder Within Temptation usw. spielen Beyond The Black fraglos in der 2. Liga, was nicht heisst, dass die Band schlecht wäre, aber gemessen an den Vorbildern schneiden sie halt wesentlich schlechter ab. Ist so!

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Der radiotaugliche und stadionkompatible Sound wurde dem Debut-Album vom bekannten Wolfsburger Produzenten Sascha Paeth (Edguy, Angra, Avantasia, Epica, Kamelot u.a.) professionell auf den Leib gezimmert, – keine Frage, der kennt sich aus, der hat einen sehr guten, druckvollen Sound hingebastelt und weil er ein sehr guter Gitarrist ist, hat er gleich auch die meisten Gitarren und Bässe auf vorliegendem Album eingespielt. Auch beim Komponieren hat er eifrigst mitgewirkt und die ausgefeilten Arrangements sind wohl auch von ihm. Sehr gute Studiomusiker haben den Rest eingespielt, sehr viel wurde programmiert und einige namhafte Leute haben beim Komponieren alles gegeben und recht ordentliche Songs erschaffen. Nur – die Musiker, die hier vom Booklet lachen, haben keinen Ton gespielt, lediglich die Stimme ihrer Sängerin ist „original“ Beyond The Black. Man fragt sich jetzt natürlich, warum sich die Plattenfirma soviel Mühe gibt, immer wieder zu betonen, dass das eine „echte“ Band ist und dass alle Musiker Profis sind und ihre Instrumente studiert haben, obwohl sie dann auf vorliegendem Album nur Statisten waren nichts dazu beigetragen haben. Also, wenn die echt so gut sind, warum haben sie dann selber keine Songs geschrieben und auch selber eingespielt? Hm? Irgendwas stimmt da nicht und „Casting-Vorwürfe“ werden dadurch geradezu noch genährt. Das hört man dann aber auch den Songs an: hier wurde Reissbrett-Metal nach wohlkalkuliertem Erfolgsrezept konstruiert, etwas Härte, fette Gitarren, sülzige Streichersounds vom Computer-Keyboard, dort ein Flötchen und da ein Growl (aber bloss nicht zu viel, um nur ja niemand zu verschrecken…!), dann etwas Pop, gemischt mit folkigen Anleihen, Chöre, Tri Tra Trallala, Ballade, Midtempo, Losgehrocker, Mitsingpassagen, Piano-Intro… alles da, – wohlproportionierte, poppige, massenkompatible, radiotaugliche Refrains inklusive. Aber es klingt alles ein wenig aufgesetzt, streckenweise sogar kalt und ohne Gefühl, glattpoliert und feingeschliffen, vorhersehbar und berechenbar. Berechnend? Also, seien wir mal ehrlich: eine Band, die sich bei „Rock am Ring“ in der vierten Zeltreihe nach einem Metallica-Auftritt zusammengefunden hat, ein Line Up vorzugsweise unter Freunden oder Schulkollegen rekrutiert hat, sich gegenseitig auf der Gitarre Power-Chords beibrachte, eigene Songs geschrieben hat, diese dann ordentlich geprobt hat und amtlich – so gut sie es eben konnten – eingespielt hat, – tja, die würde anders klingen… Wesentlich anders! Mit mehr Leidenschaft, homogener und kompakter, einzigartiger und unverwechselbarer!

Doch machen wir uns nix vor, diese „Band“, oder sollte man besser sagen: dieses Projekt, wurde konzeptionell rund um die erst 19 Jahre alte Mannheimer Sängerin Jennifer Haben aufgebaut, die ja auch gut singt. Da gibts grundsätzlich nix zu meckern. Ausser, dass bei den „Voice Kids“ so manche 11- oder 14-Jährige Sängerin dabei ist, die die vorhingenannte Frontfrau locker in Grund und Boden singt, – auch bei „DSDS“ wäre Jennifer maximal in den Recall gekommen… Ihr fehlen ganz einfach das Können einer Anneke van Giersbergen oder einer Tarja Turunen, die rotzige Frechheit einer Ana von LAB oder die Souveränität einer Kobra Paige… und diese Liste liesse sich jetzt noch lange fortführen. Jennifer Haben macht ihre Sache gut. Manchmal sogar sehr gut, – aber sie hat kein Charisma, dümpelt sich mit ohrenvergewaltigendem Hauptschul-Englisch durch die Songs, ohne Wiedererkennungswert und ohne dem vielzitierten Wow!-Effekt. Klar, die Songs sind wohlkalkuliert schematisiert, das wird schon vielen Leuten gefallen, wird aber nie den künstlerischen Anspruch haben, den sich z.B. Nubian Rose oder Sister Sin fraglos über einen wesentlich längeren Zeitraum und wesentlich härter erspielt haben. Und hinsichtlich der Vermischung von Metal und Pop, macht das Elize Ryd von Amaranthe um Klassen besser!

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Ob Beyond The Black nach dem Mega-Hype weiterhin Bestand haben, wird sich ja zeigen. Live – nachzusehen auf „YouTube“ – klingt die Band ohnehin lange nicht so fett und professionell wie auf „ihrem“ Debut-Album, da müssen sie ja selber spielen… Vielleicht schafft es die Band ja, sich aus dem Sog der berechnenden Geldmaschine Paeth zu befreien und einen eigenen Stil zu finden, eine eigene Karriere aufzubauen und auf eigenen Füssen zu stehen. Aber das wird schwer, denn Jennifer hat nebst einem intensiven Englisch-Kurs noch einen langen Weg vor sich, bis sie zu einer Sängerin und Frontfrau reift, die mit der Oberliga mithalten kann. Jetzt ist erstmal das Album erschienen, welches mit „In The Shadows“ einen ganz passablen Rock-Hit ablieferte, mit „Unbroken“ eine gute Pflichtballade drauf hat und mit „Love Me Forever“ eine Motörhead-Coverversion mit am Start hat, die auch ganz nett ist. Der Rest der CD ist ja schon durchgehend durch dieses Review beschrieben. Nachdem Dieter Bohlen als Erfinder des „Wegwerf-Pop“ in die Geschichtsbücher eingehen wird, darf man Paeth & Beyond The Black getrost als die Erfinder des „Metal-Fast-Foods“ bezeichnen. Schade eigentlich um das fraglos vorhandene Potential dieser Sängerin, hier hat sie sich für die schnelle Kohle verheizen lassen und muss jetzt die Erfahrungen machen. Und manche werden sehr schmerzhaft sein. Hätte sie doch eine richtige Band um sich geschart, eigene Songs geschrieben und dann voll Stolz ein eigenes Album rausgebracht. Wäre sie doch erst nach 150 Club-Konzerten durch die teutonische Provinz nach Wacken auf die Main Stage gekommen… ja dann hätte alles anders ausgesehen, alles anders geklungen und wäre auch ehrlicher gewesen. Wie gesagt. Schade.

Review by Major Tom Proll

Rating: 4 von 10 Punkten. Sorry, mehr is nicht drin!

FACTS:

  • Artist: Beyond The Black (eher Sascha Paeth feat. Jennifer Haben)
  • Album: Songs Of Love And Death
  • Label: Airforce 1 Records / Universal

Tracks:

  • 1) In The Shadows
  • 2) Songs Of Love And Death
  • 3) Unbroken
  • 4) When Angels Fall
  • 5) Pearl In A World Of Dirt
  • 6) Halleluja
  • 7) Running To The Edge
  • 8) Numb
  • 9) Drowning In Darkness
  • 10) Afraid Of The Dark
  • 11) Fall Into The Flames
  • 12) Love Me Forever

Weblinks: Facebook , Offizielle Homepage

Tom
Über Tom 756 Artikel
X-ACT Music Magazine - Gründer, Erfinder, Herausgeber, Medieninhaber, Chefredakteur, Design, Logo-Creator. Sonst noch: Gitarrist, Composer, Arranger, Producer, Bandleader.