Sie gelten als eine der schrillsten Bands überhaupt und haben dem Metal anstatt der bösen Fratzen und skurrilen Masken ihre kalifornischen Hardbodies entgegengesetzt. Die Rede ist von den BUTCHER BABIES, die am 30. September 2014 ihre neue EP „Uncovered!“ veröffentlichten. Aber Vorsicht! Wer nun glaubt, die beiden Sängerinnen wären einer Peep-Show entsprungen oder nebenberuflich Pornodarstellerinnen, der irrt genauso wie all jene, die glauben Heidi und Carla seien brave Mädchen, die nach der Arbeit zum Ausgleich ein bisschen Heavy Metal fabrizieren und am Sonntag ihre Ministrantinnendienst antreten…
Die Geschichte der Band beginnt in der kalifornischen Musikmetropole Los Angeles. Man schrieb das Jahr 2010 als sich die fünf Protagonisten der Band zusammenfanden. Von Anbeginn bis heute dabei sind die beiden Sängerinnen Heidi Shepherd (die Blonde, die gelegentlich auch rote Haare hat) und Carla Harvey (die Dunkelhaarige), weiters Gitarrist Henry Flury, Bassist Jason Klein und Drummer Chrissy Warner. Obwohl die Band aus 3 Männern und zwei Frauen besteht, sind hauptsächlich die beiden Riot Girlz im Focus der Fotografen und im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Das ist den anderen aber ziemlich egal, denn die Publicity, welche die beiden hauptsächlich durch viel nackte Haut „erwirtschafteten“, hypte die Band von der No Name Group zu einem der bekanntesten Female Fronted Acts und bescherte einen Record Deal mit Century Media. Dort waren ja auch mal In This Moment unter Vertrag und mit genau denen tourten sie öfters mal durch die USA, zuletzt anfangs 2014.
Gerne wird diese Band auf ihre beiden Frontgirls reduziert, doch die Butcher Babies sind eine richtige Band. Ihren Namen haben sie übrigens vom Song „Butcher Baby“ von Wendy O. Williams († 1998, Ex-Plasmatics) entlehnt. Von Wendy haben sie auch die Idee, die Brüste nur mit schwarzem Tape abzukleben, übernommen. Heidi Shepherd erklärt das so: „Wendy war die erste Frau, die es im Heavy Metal schaffte. Sie scherte sich einen Dreck um Diktionen der Plattenfirma oder um das, was die Leute sagten. Sie zog ihr Ding durch und ohne Wendy hätten es Frauen heute noch schwer im Metal-Business. Sie hat uns stark beeindruckt und beeinflusst, deshalb haben wir uns auch vom Titel einer ihrer Singles den Bandnamen abgeleitet und die Nipple-Stripes tragen wir als Reminiszenz an diese grossartige Performerin!“
2011 erschien die erste EP der Band, selbstbetitelt und im Eigenverlag veröffentlicht. im selben Jahr kam ein Comic-Band über die Band auf den Markt, die Story stammte von Carla Harvey und die Zeichnungen vom Comic-Künstler Anthony Winn. Diese Aktionen und die mediale Omnipräsenz der beiden schönheitsoperierten Sängerinnen erregten die Aufmerksamkeit von Century Media, die mit der Band ein Album produzierte: das Debut „Goliath“ erschien 2012 und öffnete der Band gleich mal Türen und Tore zu den wichtigsten Festivals des Landes.
Speziell durch ihre plakativen und sexuell offensiven Videos wurde ihr Marktwert samt Bekanntheitsgrad schnell gesteigert, die Veranstalter rissen sich um die Band und die Talkshows um die beiden Sängerinnen. Die Butcher Babies tourten mit Bands wie Danzig durch die USA, spielten zahlreiche Headliner-Shows und landeten schliesslich Anfang des Jahres auf der „Hellpop-Tour“ als Support Act für In This Moment. Sehr lange Tourneen nahmen ihnen aber leider dann die wertvolle Zeit, um neue Songs zu schreiben und ein ganzes Album aufzunehmen. Als Schnellschuss könnte man daher ihre aktuelle EP „Uncovered!“ durchaus bezeichnen, denn die Butcher Babies coverten einfach mal ein paar Songs ihrer Idole…
Carla Harvey meint dazu: „Es war schon sehr geil, diese Songs in unserem Stil neu aufzunehmen. Wir waren ja nicht immer Rockstars, wir waren ja die meiste Zeit unseres Lebens Fans von irgendeiner Band und dass wir jetzt deren Songs auf unsere Art aufnehmen durften, war zudem eine grosse Ehre!“ Und Heidi Shepherd hat ein spezielles Faible für einen Song der Osmonds: „Als Schulmädchen, ich denke ich war 8 oder 9 Jahre alt, spielte das Radio immer diesen Song „Crazy Horses“ von den Osmonds. Und das hat mich inspiriert, mich neugierig gemacht auf harte Musik und irgendwie verdanke ich es genau diesem Song, dass ich heute selbst auf der Bühne stehe!“
„Uncovered!“ beginnt mit dem ZZ Top-Klassiker „Beer Drinkers & Hell Raisers“ in einer ziemlich rauen und ruppigen Version. Der nächste Track ist eine Cover-Version von Napoleon XIV’s herrlichem Song „They’re Comin‘ To Take Me Away“. Naturgemäss ist der Song wesentlich härter und aggressiver als das Original ausgefallen. Der dritte Song ist im Original von den Suicidal Tendencies und heisst „Don’t Give A Fuck“, praktisch sowas wie ein „mission statement“ der Band in die Richtung ihrer Kritiker, die hauptsächlich aus dem katholischen- und Feministinnen-Lager kommen. Song Nummer vier ist dann besagtes „Crazy Horses“ von den Osmonds, ein Wunsch von Heidi, um ihren Kindheits-Idolen Tribut zu zollen. Selbstredend geht es auch hier um ein Vielfaches härter zur Sache, als es die Osmonds jemals hingekriegt hätten! Der fünfte und letzte Track dieser EP ist S.O.D.’s (Stormtroopers Of Death) Metal Hymne „Pussy Whipped“, einem ursprünglich schon sehr schnellen Song, bei dem die Butcher Babies aber noch ein Schäuferl nachlegen und den Song derart schnell spielen, dass ihn die beiden Sängerinnen nur mit Mühe singen können.
Mit dieser EP wollen sie in erster Linie den Fans die Wartezeit bis zum neuen Album verkürzen, mit dem Schreiben neuer Songs haben sie bereits begonnen und aufgenommen soll noch heuer werden. Das nächste Studio-Album mit eigenen Songs ist dann hinsichtlich Veröffentlichung für die zweite Jahreshälfte 2015 geplant!
Portrait by Tom Proll